Ferienakademie 06 – 2022/23
CRISPRevolution – Neue Dimensionen der Gentechnik

Datum: 21.08. - 02.09.2022

Ort: Haus Werdenfels - 93152 Nittendorf

Leitung: Stephanie Kirsch - Geistliche Begleitung: Pfr. Jonathan Goellner

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

CRISPR/Cas9 – diese Abkürzung steht für eine neue Methode, mit der die Arbeitsgruppe um die Biochemikerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna vor zehn Jahren die Gentechnik revolutionierten. Mit ihrer Veröffentlichung "A programmable dual-RNA-guided DNA endonuclease in adaptive bacterial immunity in Science" (337 (2012), 816-821) begründeten sie ein Verfahren, das Veränderung eines Genoms mit einer zuvor nicht möglichen Präzision erlaubte – und dies ohne Fremd-DNA einzuführen, wie es bei anderen biotechnologischen Verfahren der Fall ist. Ein Boom in der Entwicklung neuartiger Genome-Editing-Verfahren folgte. 2020 erhielten die beiden Wissenschaftlerinnen schließlich den Nobelpreis für Chemie.

So einschneidend diese Entwicklung im wissenschaftlichen Bereich war, so kontrovers wird die Nutzung der Methode in gesellschaftlichen Debatten aufgenommen. Denn die so veränderte DNA ist nicht von durch Züchtung oder natürlicher Mutation veränderter DNA zu unterscheiden – ein Faktum, das ethische und rechtliche Kontroversen auslöste und zu sehr unterschiedlichen Bewertungen geführt hat und weiterhin führt. So stellte der Europäische Gerichtshof 2018 fest, dass Pflanzen, die mit Hilfe neuartiger Genome Editing-Verfahren erzeugt wurden, als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zu betrachten seien. Anders bewertet dies etwa das US-Landwirtschaftsministerium.

Auch im Bereich der medizinischen Forschung führten die neuen Methoden der Gentechnik zu rasanten Veränderungen, wie etwa die schnelle Entwicklung von mRNA-Impfstoffen in der COVID19-Pandemie zeigt. Ob bzw. wie weit für die Heilung oder Verhinderung einer Krankheit in das Genom eingegriffen werden darf, ist eine grundlegende medizinisch-ethische Fragestellung, die sich aktuell in der Debatte um die Zucht von für den Menschen kompatiblen Schweinorganen stellt.

Das Revolutionäre an CRISPR/Cas9 liegt nicht allein in der relativen Einfachheit der Methode, sondern auch an der damit einhergehenden Kostensenkung für gentechnische Anwendungen. Gekoppelt mit technischen Fortschritten, die auch das Auslesen von DNA generell kostengünstiger und v. a. schneller werden ließen, ist gentechnische Forschung so nicht mehr nur auf einen kleinen Kreis von Anwender/inne/n mit entsprechendem Budget beschränkt: Neben großen Pharmaunternehmen profitieren kleine Bio-Tech-Start-Ups. Selbst DYI-CRISPR/Cas-Sets sind käuflich zu erwerben, auch wenn Sie aktuell noch ein Nischenprodukt einer überschaubaren Biohackingszene sind.

Die CRISPR/Cas-Methode ist aus der aktuellen Forschung und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung nicht mehr wegzudenken. Es ist daher an der Zeit, Fragen an die Gentechnik vor dem Hintergrund dieser technischen Revolution neu zu stellen. Auf der Ferienakademie wollen wir uns anhand der drei Schwerpunkte „Grundlagen“, „Anwendung“, „Ethik & Recht“ daher nicht mehr nur der Frage zuwenden, ob wir diese Technik einsetzen wollen, sondern vor allem wie wir sie als Gesellschaft einsetzen. Diskutieren Sie mit!

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