Namenspatron Nikolaus von Kues

Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen hat das Cusanuswerk bisher rund 10.000 hochbegabte katholische Studierende und Promovierende gefördert – ideell und finanziell. Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und herausragendem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

Wesentlicher Bestandteil der Förderung ist ein umfassendes, interdisziplinär angelegtes Bildungsprogramm, das in der Diskussion über Wissenschaft und Glaube, Gesellschaft und Kirche die Verantwortungsbereitschaft und die Dialogfähigkeit der Stipendiatinnen und Stipendiaten stärken will. Dies geschieht im Gespräch über die Grenzen des eigenen Faches hinaus, in der Konfrontation mit aktuellen Themen sowie in der Begegnung mit anderen Biographien. Die Frage nach grundlegenden Orientierungen für wissenschaftliches und gesellschaftliches, berufliches und persönliches Handeln steht im Mittelpunkt der Förderungsarbeit des Cusanuswerks. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Die Entfaltung der unverwechselbaren Individualität jedes einzelnen Stipendiaten und jeder einzelnen Stipendiatin bildet das Ziel der Förderung durch das Cusanuswerk. Ergänzt wird das Bildungsprogramm durch ein geistliches Angebot sowie durch die tutorale Begleitung während des Studiums.

Namenspatron der 1956 gegründeten Bischöflichen Studienförderung ist eine der bedeutendsten Gelehrtenpersönlichkeiten des Spätmittelalters, Nicolaus Cusanus (1401–1464), der im Sinne eines Universalgelehrten in den unterschiedlichsten Wissenschaftsdiskursen ausgreifendes Interesse mit intellektueller Brillanz verbunden hat.

Der Philosoph, Theologe, Rechtsgelehrte, Mathematiker und Astronom hat unser neuzeitliches Weltbild maßgeblich mitbegründet. So gilt Cusanus, lange vor Kepler und Kopernikus, als Wegbereiter der neuzeitlichen Kosmologie wie auch, lange vor Descartes, als Wegbereiter der Reflexionsphilosophie. Leitidee seines Denkens ist die Überwindung von Gegensätzen, das Aufzeigen einer alles Seiende durchwaltenden Einheit, die Konkordanz ermöglicht. Unter dieser Leitidee stehen sowohl seine Bemühungen um eine Reform der Kirche – Cusanus war von 1432–1437 als 'Konziliarist' Teilnehmer am Konzil von Basel, später dann allerdings in päpstlichen Diensten und von 1450–1458 Bischof von Brixen –, als auch seine theoretischen Schriften.

Seine berühmte Abhandlung "De docta ignorantia" ("Das belehrte Nichtwissen", 1438–1440) betrachtet Gott als absolut Größtes und insofern als die 'coincidentia oppositorum', das heißt Zusammenfallen der Gegensätze: "Das absolut Größte ist daher eine Einheit, die Alles ist und in der Alles ist, weil es das Größte ist." Als Ausnahme unter den christlichen Theologen seiner Zeit interessiert sich Cusanus für andere Kulturen, bemüht sich um eine Verständigung mit dem Islam und entwickelt die Vorstellung einer Einheit aller Religionen ("De pace fidei", 1453).

Nicht durch eine privilegierte Geburt, sondern durch Begabung, Leistung und Engagement ist der Schiffersohn Nicolaus Cusanus an der Mosel in die wirkmächtigsten Eliten seiner Zeit aufgestiegen und hat als Bischof von Brixen kirchenreformerisches Wirken mit politischer Einflussnahme, wissenschaftliche Begabung mit dem verantwortungsbewussten Einsatz für die Gestaltung von Kirche und Welt verbunden. Diese Momente der Persönlichkeit des Cusaners haben bis heute stilprägende Kraft für das Profil der cusanischen Stipendiatenschaft.

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