Ausgezeichnetes Ehrenamt: Cusanus-Preis 2015 für drei herausragende Projekte

Am 23. Oktober 2015 wird in Münster der Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement verliehen. Neben Prof. Dr. Dr. Christoph Klein, der sich mit seiner Stiftung „Care for Rare“ für Kinder mit seltenen Krankheiten einsetzt, erhält Eva-Maria Lika den Preis für ihre Organisation „Relief and Reconciliation for Syria“, die für syrische Flüchtlinge im Libanon arbeitet. Der Stipendiat Lucas Uhlig wird für die „HIKI – Hallenser Interkulturelle Initiative“ geehrt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Ausgrenzung von Flüchtlingen mit einem Dolmetscherdienst in Halle und Sachsen-Anhalt entgegenzuwirken. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Cusanus-Preis wird seit 2009 im zweijährigen Turnus von der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk für herausragendes ehrenamtliches Engagement an ehemalige und aktive Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks verliehen.

 

Als Begabtenförderwerk der katholischen Kirche in Deutschland zielt das Cusanuswerk mit seinen Förderangeboten darauf ab, das Potential begabter und besonders engagierter Persönlichkeiten für das Gemeinwohl zu erschließen. Das Cusanuswerk hat bereits mehr als 8000 solcher Persönlichkeiten gefördert, von denen sich viele ein Leben lang zivilgesellschaftlich engagieren und in Kirche und Gesellschaft, Wissenschaft und Forschung, Politik und Wirtschaft Herausragendes leisten.
Mit dem Cusanus-Preis werden konkrete Projekte von studierenden und ehemaligen Cusanerinnen und Cusanern honoriert – Projekte, welche die breite Wirksamkeit der cusanischen Idee auf besonders beeindruckende Weise widerspiegeln.

Die Mitglieder der Jury, bestehend aus Weihbischof em. Dr. Paul Wehrle, Prof. Dr. Ulrich Abshagen, Weinheim, Dr. Stefan Leifert, ZDF, sowie Dr. Thorsten Wilhelmy, Wissenschaftskolleg Berlin, vergaben aufgrund der vielen innovativen und langjährigen Engagements in diesem Jahr erstmals drei statt zwei Preise.

Prof. Dr. Ulrich Abshagen hob das herausragende Engagement aller Bewerberinnen und Bewerber hervor: „Für mich war die Beschäftigung mit den Bewerbungen eine der positivsten und beglückendsten Tätigkeiten im vergangenen Jahr. Das vielfältige und beeindruckende gesellschaftliche Engagement der Bewerberinnen und Bewerber macht Mut und gibt Zuversicht mit Blick auf die Bewältigung einer bedrohten Zukunft.“

Prof. Dr. Georg Braungart, Leiter des Cusanuswerks, freute sich, dass auch mit dem diesjährigen Preis Personen ausgezeichnet werden, die in beispielhafter Weise vorangehen und mit ihrem Einsatz Vorbilder für andere Stipendiatinnen und Stipendiaten der Begabtenförderung sind: „Schon während ihrer Förderzeit und darüber hinaus setzen unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten sich in besonderem Maße für die Gesellschaft ein. Dies zeigen unsere Preisträger in herausragender Weise. Sie engagieren sich dort, wo es Not tut: in der Unterstützung von Migranten in Deutschland, in der Arbeit mit syrischen Flüchtlingen im Libanon, für Kinder mit unheilbaren Erkrankungen.“

 

Die Preisträger und ihre Projekte

Prof. Dr. Dr. Christoph Klein: Care-for-Rare Foundation

Kinder mit seltenen Erkrankungen sind die „Waisen der Medizin“. Häufige Fehldiagnosen, inadäquate Behandlungen und nicht zuletzt das geringe Interesse der pharmazeutischen Industrie an der Entwicklung selten gebrauchter Medikamente bestimmen ihr Leben. Hier setzt Christoph Klein mit der „Care-for-Rare Foundation“ an. Die Stiftung fördert ein inter­nationales und interdisziplinäres Netzwerk zur Erforschung seltener Krankheiten, unterstützt innovative Forschungsprojekte und vergibt Stipendien an junge Ärzte und Wissenschaftler. Unabhängig von ethnischen, religiösen und finanziellen Aspekten sollen alle betroffenen Kinder Heilungschancen haben.

Christoph Klein ist Altcusaner und studierte Medizin und Philosophie. Er ist Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin im Dr. von Hauner’schen Kinderspital der LMU München. 2010 wurde er mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz Preis der DFG ausgezeichnet.

 

Eva-Maria Lika: Relief and Reconciliation for Syria (R&R Syria)

Nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg hat fast die Hälfte der syrischen Bevölkerung ihr Land verlassen. Eine der ärmsten Regionen des Libanon hat besonders viele Flüchtlinge aufgenommen, vor allem Kinder und Jugendliche. „Relief and Reconciliation for Syria“ hilft vor Ort: mit Lebensmitteln und Medikamenten, aber auch mit Friedens- und Versöhnungsarbeit, die für den Aufbau einer friedlichen Nachkriegsgesellschaft unverzichtbar ist. In einem Friedenszentrum bieten lokale Mitarbeiter, internationale Freiwillige und einige Hauptamtliche den Jugendlichen psychologische Unterstützung, Freizeit- und Bildungsaktivitäten an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Friedens- und Versöhnungsarbeit im Zeichen des interreligiösen Dialogs. „R&R for Syria“ betreibt zudem eine Schule mit 220 Schülerinnen und Schülern, um die mangelnde Integration in das libanesische Schulsystem aufzufangen.

Eva-Maria Lika ist Altcusanerin und arbeitet als Bildungsreferentin bei Missio; sie studierte Europäische Kulturgeschichte  und Religionswissenschaften und schloss eine Promotion in Islamwissenschaften an.

 

Lucas Uhlig: HIKI – Hallenser Interkulturelle Initiative

Um die Sprachbarrieren zu überwinden, die viele in Deutschland lebende Menschen beeinträchtigt, hat Lucas Uhlig einen Dolmetscherdienst für Flüchtlinge in Halle und Sachsen-Anhalt gegründet. 90 ehrenamtliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die mehr als 25 verschiedene Sprachen sprechen, haben sich dem Projekt angeschlossen; sie sind über eine Hotline kurzfristig erreichbar und unterstützen Flüchtlinge bei Sprachproblemen – etwa in Behörden, beim Sozial- und Arbeitsamt. Für besonders wichtige Gesprächssituationen bietet HIKI auch die persönliche Begleitung durch einen Übersetzer oder eine Übersetzerin an. HIKI hat eine Kooperation mit dem Ausländerbeirat, mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Halle, mit städtischen Behörden und mit vielen anderen Institutionen erreicht.

Lucas Uhlig studiert Medizin in Halle und ist Stipendiat in der Grundförderung des Cusanuswerks. Er ist zudem Mitbegründer von Medinetz Halle, einem Netzwerk, das medizinische Versorgung für Menschen ohne Papiere vermittelt.

Zum Seitenanfang