Bonn. Von der "Kostbarkeit des Einzelnen" sprach der Künstler und Kulturphilosoph Georg Meistermann (1911-1990). Nach ihm und seiner Philosophie hat die Bischöfliche Studienstiftung Cusanuswerk ein Stipendium für Studentinnen und Studenten der Bildenden Künste benannt, das jetzt zum 6. Mal zwei junge Künstlerinnen für zwei Jahre mit monatlich 800 Euro finanziell unterstützt.
Ihre "Kostbarkeit" bewiesen die Stipendiatinnen Rana Matloub (Meisterschülerin bei Professor Radermacher) und Kathrin Schlegel (zuletzt Studentin am Sandberg-Institut in Amsterdam) bei der Ausstellung "Lieber Friedrich" im Kasseler Kunstverein. Und wurden mit dem Meistermann-Stipendium belohnt. 14 junge Künstlerinnen und Künstler, alle gefördert durch die Künstlerförderung des Cusanuswerks, präsentierten sich und ihre Positionen auf der 6. Abschlussausstellung, bei der es gleichzeitig um die Bewerbung für das weiterführende Meistermann-Stipendium geht.
Die 1975 in Bagdad geborene Rana Matloub überzeugte die Jury durch die Kombination von Zeichnung und gesprochenen kurzen Geschichten, die sie auf ein Aufnahmegerät spricht. Auf besondere Weise verbindet sie persönliche Erfahrungen mit Themen von allgemeiner Bedeutung. Zeichnungen und Geschichten entstehen assoziativ und verknüpfen oder vertauschen auf surreale Weise verschiedene Wahrheitsebenen miteinander.
Kathrin Schlegel, 1977 in Nordhorn geboren, untersucht in ihren Installationen die subtilen Gewohnheiten ritualisierten Benehmens. In überzeichneten Alltagsszenen schärft sie die Wahrnehmung für die Absurdität kanonisierter Umgangsformen und imaginiert neue Ritualfolgen.
Alle zwei bis drei Jahre werden die in der Zwischenzeit geförderten Künstlerinnen und Künstler zu einer gemeinsamen Ausstellung eingeladen. Im Spannungsfeld zwischen der Darstellung der "Kostbarkeit des Einzelnen" und dem Blick für das Gesamte wollen sie sich bewähren und sich gleichzeitig für das begehrte Stipendium, das zudem auch die Finanzierung einer Einzelausstellung umfasst, empfehlen. In diesem Jahr war die Vergabe der beiden Stipendien Dank der Unterstützung des „Vereins Ausstellungshaus für christliche Kunst“ und einer Kooperation der katholischen Banken in Deutschland möglich.
