Verleihung des "Preises für innovative Netzwerkideen – gefördert von der Evonik Stiftung"
im Rahmen der Jahrestagung des Cusanuswerks 2022

Erstmalig hat das Cusanuswerk den „Preis für innovative Netzwerkideen – gefördert von der Evonik Stiftung“ vergeben. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahrestagung am 11. Juni 2022 im Kasteel de Berckt, Baarlo (Niederlande) statt.

Prämiert wurden drei Projektideen, die sich nachhaltig für Demokratieförderung, Bildungsgerechtigkeit und den generationenübergreifenden Dialog einsetzen: Der Verein youmocracy – Demokratie braucht Dich!, in dem sich zahlreiche Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks engagieren, will zur Schaffung einer vorurteilsfreien und respektvollen Diskussionskultur 30 zusätzliche überparteiliche Diskussionsforen etablieren und in drei Schulworkshops junge Menschen im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu gesellschaftspolitischen Themen weiterbilden. Der Verein ApplicAid setzt sich unter Beteiligung von Geförderten und Ehemaligen des Cusanuswerks für mehr Bildungsgerechtigkeit und einen gerechten Zugang zu Stipendien ein. Durch das ausgezeichnete Projekt „Applicator-Community“ erhalten die teilnehmenden Geförderten im Rahmen eines Mentorings digitale Vernetzungsmöglichkeiten sowie konkrete Unterstützung im Bewerbungsprozess um ein Stipendium. Mit der „Cusanischen Zwei-Quadratmeter-Börse“ soll eine digitale Plattform im Cusanuswerk geschaffen werden, um die überregionale und generationenübergreifende Vernetzung zu erhöhen. Vermittelt werden können über die Börse sowohl Anfragen zu Unterkünften als auch weitere Angebote und Gesuche.

„Den Preis für innovative Netzwerkideen, den die Evonik Stiftung gemeinsam mit dem Cusanuswerk ausglobt hat, unterstützen wir gern. Das Engagement junger Menschen zu fördern, ist ein Kernelement der Evonik Stiftung. Hier wurden spannenden Projektideen vorgestellt, die eine Unterstützung verdienen. Ich freue mich zu verfolgen, wie aus den Ideen nachhaltige Projekte werden“, betonte Dr. Heike Bergandt, Geschäftsführerin der Evonik Stiftung.

Darüber hinaus sprach die Jury dem Projekt „Interdisziplinäres Wissenschaftskolleg“ einen Anerkennungspreis zu, da es durch seinen Vorbildcharakter in besonderem Maße zur Nachahmung und Initiierung ähnlicher Projekte inspiriert. In Berlin soll ein interdisziplinäres Nachwuchskolleg eingerichtet werden, das Promovierenden ein Forum bietet, sich über ihre Dissertationen auszutauschen.

„Innovative und nachhaltigkeitsfördernde Ideen gibt es viele in der cusanischen Gemeinschaft. Wir verdanken es der Evonik Stiftung, dass die besten Ideen für die Gesellschaft in Wert gesetzt werden und viele andere ermutigen, ihre Vorhaben gemeinsam weiter voranzubringen“, sagte der Generalsekretär des Cusanuswerks, Dr. Thomas Scheidtweiler.

Laudator Matthias Kopp rief die Preisträgerinnen und Preisträger sowie das gesamte cusanische Netzwerk zum Handeln und zur aktiven Mitgestaltung der Kirche auf: „Liebe Cusanerinnen und Cusaner, machen wir uns nichts vor und auch ich mache mir nichts vor. Ich habe größte Sorge wohin wir uns als Kirche entwickeln. Ja, wir arbeiten sexuellen und geistlichen Missbrauch in unseren Reihen auf – aber wir sind längst nicht fertig damit. Ja, wir arbeiten an einem neuen Vertrauen und einer neuen Glaubwürdigkeit – nachdem wir moralisch nicht selten versagt haben. Ja, wir wollen als Kirche in Deutschland die dringend notwendigen Reformen angehen, die es braucht, um systemische Ursachen des Missbrauchs zu bekämpfen und die Kirche zu erneuern – nicht zu revolutionieren, aber sie den Zeichen der Zeit anheimgeben, um ein attraktiver, vernetzender und vielleicht auch innovativer Ort zu werden.
Um das zu schaffen und die Uhr von fünf nach zwölf auf fünf vor zwölf zurückzudrehen, braucht es den Synodalen Weg als Weg der Umkehr und Erneuerung. Wir können als Kirche dankbar sein, wie viele Altcusaner und aktive Cusaner auf diesem Weg mitgehen und ganz wesentlich die Synodalversammlungen und die vier Foren mitgestalten und mit bereichern. Auch für dieses Engagement gilt ein großer Dank heute Abend – gerne auch mit einem Applaus. Ein Blick auf die Erschütterungen in der Kirche, auf das Zerreißen von Netzwerken und dem Zerbrechen von Innovation macht deutlich: Die Zeit der Volkskirche ist vorbei. Es gibt für unsere Kirche – wie es Bischof Georg Bätzing sagt - keine Selbstverständlichkeiten mehr, dass alles so ist wie es mal war oder gar so bleiben wird. Diese Zeit der Selbstverständlichkeiten im kirchlichen Kontext ist vorbei. Wir müssen uns immer wieder erklären, von dem Reden was wir tun, überzeugend auftreten und nicht selten rechtfertigen. Wenn nur zum ersten Mal die Christen in Deutschland weniger als 50 Prozent ausmachen, ist das das empirisch sichtbarste Zeichen, dass wir neu aufbrechen müssen, um neue Wege zu gehen und alte – nicht mehr haltbare – Selbstverständlichkeiten zu verlassen.
Liebe Cusanerinnen und Cusaner, bitte, gehen Sie diesen Weg mit! Noch ist es für diese Kirche nicht zu spät – aber es kann schnell zu spät sein. Noch ist es für einen Aufbruch im Sinne von Papst Franziskus – eine angstfreie und menschendienliche Kirche zu sein – nicht zu spät. Noch ist es für ein 'Geht hinaus in alle Welt' nicht zu spät, damit wir Zeugnis von unserem Glauben in Kirche und (ich betone und) Gesellschaft geben."

Der „Preis für innovative Netzwerkideen – gefördert von der Evonik Stiftung“ wurde 2022 erstmals mit einem Gesamtbudget von rund 17.500 Euro vergeben. Die Auswahl der Preise nahm eine Jury, bestehend aus Dr. Heike Bergandt (Geschäftsführerin der Evonik Stiftung), Prof. Dr. Peter Funke (Vorsitzender des Beirats des Cusanuswerks und ehemaliger Vize-Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Prof. Dr. Wim Kösters (Vorstand der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk), Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz), Celina Wigand (Vorstand der Stipendiatinnen und Stipendiaten), Dr. Rudolph Vollmer (Mitglied und Vertreter des Altcusanerrats) sowie Prof. Dr. Georg Braungart (Leiter des Cusanuswerks), Dr. Thomas Scheidtweiler (Generalsekretär des Cusanuswerks) und Dr. Andrea Kleene (Referentin für Alumni und Netzwerkförderung) vor.


Ausgezeichnete mit dem Preis für innovative Netzwerkideen:

Applicator-Community
Anne-Charlotte Wiech, gemeinsam mit Caroline Breit, Julius Ohletz, Isabella Beyer, Dominik Boll, Lisa Stark

Der seit 2019 bestehende Verein ApplicAid setzt sich für mehr Bildungsgerechtigkeit und einen gerechten Zugang zu Stipendien ein. Junge Menschen aus bildungsbenachteiligten Gruppen werden über Stipendien und Förderprogramme informiert und zu einer Bewerbung ermutigt.

Die ausgezeichnete Projektidee: Im Rahmen der Bewerbung für ein Stipendium gibt es ein 1-zu-1- Mentoring-Programm, bei welchem die jeweilige Zielgruppe (Mentees) mit einem Stipendiaten oder einer Stipendiatin des in Frage kommenden Förderwerks vermittelt wird, bei welchem sich der/die Mentee bewirbt. Über das 1-zu-1-Mentoring hinaus sollen die Mentees weiter vernetzt werden, unter anderem in Form einer digitalen Plattform und anderer digitaler Events. Ziel ist es Vorbehalte und Hürden abzubauen und durch die Unterstützung im Bewerbungsprozess Ängste zu nehmen.  

Cusanische-Zwei-Quadratmeter-Börse
Maximilian Martin, gemeinsam mit Lara Hart und Andreas Glock

Mit der „Cusanischen-Zwei-Quadratmeter-Börse“ wird eine digitale Plattform im Cusanuswerk geschaf¬fen, um Anbieter und Suchende von Übernachtungsmöglichkeiten im cusanischen Netzwerk zusammenzubringen. Das Angebot der Cusanischen-Zwei-Quadratmeter-Börse trägt damit einem bereits bestehenden Bedarf Rechnung und soll langfristig erweitert werden für die Vermittlung von Wohnungstausch, Kontakten für Stadtführungen, die Möglichkeiten der Mitwirkung an ehrenamtlichen Initiativen, Diskussionsabenden sowie Dialogformaten etc.

youmocracy – Demokratie braucht Dich!
Elias Müller

Ziel des seit 2020 bestehenden Vereins youmocracy ist es, den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlicher Gesinnung und diversen Biografien zu fördern, Themen von möglichst vielen verschiedenen Standpunkten aus zu beleuchten, Informationen bereitzustellen und eine offene und respektvolle Diskussionskultur zu vermitteln. Youmocracy verknüpft analoge Diskussionsforen vor Ort an Schulen und Hochschulen mit digitalen Bildungsinhalten auf Instagram. Die Themen sind dabei vielfältig: bedingungsloses Grundeinkommen, das Verhältnis von Staat und Kirche, Rüstungsexporte, E-Mobilität oder Lobbyismus.

Die ausgezeichnete Projektidee: Diskussionsforen und Schulworkshops sollen nach und nach flächendeckend in ganz Deutschland etabliert werden. Mit dem Preisgeld ist geplant, 30 junge Persönlichkeiten zu Leitungen von Diskussionsforen auszubilden – durch professionelle Kommunikationstrainings. Darüber hinaus werden Workshops zu Diskussionskultur und Partizipation an verschiedenen Schulen durchgeführt. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft ist es wichtig, Brücken zwischen verschiedenen politischen Meinungen zu bauen, die auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Durch die Vermittlung und Förderung einer respektvollen und offenen Diskussionskultur, durch die Anregung zur kritischen Reflexion der eigenen Meinung sowie die Auseinandersetzung mit anderen politischen Positionen möchte youmocracy so einen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts leisten.
 

Anerkennungspreis für vorbildliche cusanische Netzwerkinitiative

Interdisziplinäres Wissenschaftskolleg
Miriam Stach

In Berlin soll ein interdisziplinäres Wissenschaftskolleg des Cusanuswerks entstehen, das den Promovierenden ein Forum bietet, sich über ihre Dissertationen auszutauschen (in Abend- und Wochenendveranstaltungen). Gleichzeitig können forschungsinteressierte (Master-)Studierende sowie wissenschaftsorientierte Ehemalige von dem Austausch profitieren und ihre Expertise einbringen. Langfristig ist eine Öffnung für Promovierende und Studierende aus anderen Förderwerken vorgesehen.


Die Laudatio von Matthias Kopp können Sie hier als PDF herunterladen.

 

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