Verleihung des Cusanus-Preises und des Päpstlichen Gregoriusordens
Erzbischof Zollitsch würdigt wertbildenden Beitrag des Cusanuswerks zur Gesellschaft

Am 11. November 2011 zeichnete die Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk zwei außergewöhnliche Projekte mit dem Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement aus. Gleichzeitig erhielt Herr Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Tietmeyer das Großkreuz des Päpstlichen Gregoriusordnes aus den Händen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, sowie den Cusanus-Preis für sein Lebenswerk.

Aus vielen Bewerbungen und Vorschlägen das überzeugendste Projekt auszuwählen – das war keine leichte Aufgabe für die Jury der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk. Ausgezeichnet wurden deshalb auch gleich zwei Projekte, deren Initiatorinnen und Initiatoren sich den mit 5000,- € dotierten Preis teilen.

Das Cusanuswerk ist das Begabtenförderwerk der katholischen Kirche in Deutschland und vergibt staatliche Fördermittel an besonders begabte katholische Studierende aller Fachrichtungen. Diese Förderung darf kein Selbstzweck sein; sie ist im gesellschaftlichen Interesse zu legitimieren und bringt Verpflichtungen mit sich, die die Stipendiatinnen und Stipendiaten durch vielfältiges Engagement und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung in die Tat umsetzen. Mit dem Cusanus-Preis werden konkrete Projekte der studierenden und ehemaligen Cusanerinnen und Cusaner honoriert.

Prof. Dr. Johannes Masing, Richter am Bundesverfassungsgericht, würdigte das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger als Zeichen einer Bildung, die nicht nur im Sammeln von Wissen bestehe, sondern die Kraft zum Handeln aus empathischem Verstehen gewinne.

Sebastian Spinner und seine Frau Feb Spinner wurden für ihr Projekt „Partnerschaft für gerechte Bildung“ ausgezeichnet. Das vor fast zehn Jahren gegründete Projekt richtet sich an junge Menschen in Uganda und auf den Philippinen, die sich eine Ausbildung oder ein Studium nicht leisten können. Die Übernahme der Schulgebühren und die Finanzierung der Lernmaterialien ermöglicht Kindern und Jugendlichen den Besuch einer Grund- oder Berufsschule.  Inzwischen konnte sogar für acht besonders begabte und engagierte Jugendliche das College-Studium finanziert werden. Das Projekt überzeugt durch seine Nachhaltigkeit und durch ein Konzept, das Bildung als entscheidende Voraussetzung sowohl für die individuelle Entwicklung der Menschen als auch für die Zukunft in den Ländern der „Dritten Welt“ versteht. Sebastian Spinner ist Arzt und war Stipendiat des Cusanuswerks von 1999 bis 2005. Seine Frau Feb Lloyd Spinner ist ebenfalls Ärztin und ist wesentlich an der Betreuung der philippinischen Stipendiaten beteiligt.

 

Maria Dillmann und Florian Schneider erhielten des Cusanus-Preis für den Aufbau eines Hospitals in Tanzania und für ihre Initiative „Endulen e.V. – Trage es im Herzen mit“. Nachdem Maria Dillmann und Florian Schneider als freiwillige Helfer im Endulen Hospital in Tanzania gearbeitet hatten, entschlossen sie sich im Jahr 2008 zur Gründung des Vereins „Endulen e.V.“, der seitdem das Krankenhaus im von Massai bewohnten Ngorongoro-Gebiet unterstützt. Zunächst waren umfangreiche Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen in der Klinik erforderlich – etwa im Labor, im Operationssaal und am Wassertank. Das aktuelle Projekt „Safe Motherhood“ widmet sich dem Bau einer Entbindungsstation und sichert die Betreuung der Frauen in der Schwangerschaft sowie während und nach der Entbindung. Maria Dillmann und Florian Schneider studieren Medizin und werden durch das Cusanuswerk gefördert.

 

Den Sonderpreis für sein Lebenswerk erhielt Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Tietmeyer. Hans Tietmeyer hat über Jahrzehnte die Wirtschafts- und Währungspolitik der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich bestimmt – insbesondere als Präsident der Deutschen Bundesbank in den Jahren zwischen 1993 und 1999. Als Vorsitzender der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ bemüht er sich um möglichst weitreichende Annäherungen zwischen sozialer Marktwirtschaft und katholischer Soziallehre. 1994 wurde Hans Tietmeyer von Papst Johannes Paul II. zum Gründungsmitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften berufen, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzt, indem sie  den Dialog zwischen katholischer Soziallehre und  Sozialwissenschaften fördert.  Zudem gehört Hans Tietmeyer zu den Mitbegründern der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, umweltfreundliche Verfahren und Produkte vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern.   Der Sonderpreis des Cusanuspreises wird ihm für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement verliehen. Hans Tietmeyer gehört zur frühen Stipendiatengeneration des Cusanuswerks und hat von Anfang an Verantwortung für das Werk übernommen. So prägte er als Vorsitzender des Cusanuswerk e.V. mehr als 50 Jahre lang die Arbeit der Bischöflichen Studienförderung. Mit der Gründung der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk setzte er im Jahr 2002 erneut einen wichtigen Akzent. Er war als profilierter Vertreter seines Fachs und als Mann des öffentlichen Lebens trotz aller anderen Verpflichtungen immer wieder bereit, als Vortragender und Gesprächspartner unsere Bildungsveranstaltungen zu besuchen.  An vielen Stellen machte er seinen Einfluss geltend, wenn es darum ging, Träger und Verantwortliche  von der Bedeutung des Cusanuswerks zu überzeugen. Gerade in Krisenzeiten hat er sich mit all seinen Möglichkeiten für das Werk eingesetzt.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch überreichte Hans Tietmeyer zudem das Großkreuz des Päpstlichen Gregoriusordens. Er würdigte damit dessen außerordentliches Engagement für das Cusanuswerk, das einen „wertbildenden Beitrag der Kirche zur Gesellschaft“ leiste. Tietmeyer habe von Anfang an die Überzeugung vermittelt, „dass Begabung nicht Privileg, sondern Verpflichtung“ bedeute – und zwar die Verpflichtung, „die eigenen Gaben zu entwickeln und sich aus christlicher Verantwortung für andere und damit für die Gesellschaft einzusetzen“.

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