Neue Musik der 50er Jahre – Neue Musik heute 27. Januar 2006, 19:00 Uhr
Wache, kritische und widerständige Zeitgenossenschaft gehört zu den Qualitätsmerkmalen einer Einrichtung, die hochbegabte Studierende aller Fächer fördert. In seiner Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr 2006 zeigt die Bischöfliche Studienförderung diese Art der Zeitgenossenschaft musikalisch. Welche Musik war 1956 - im Gründungsjahr des Cusanuswerks - neu, unerhört, avantgardistisch? Und wie knüpfen Komponistinnen und Komponisten heute an diese Musik an? Diese beiden Fragen bestimmten die Konzeption des Konzertprogramms.
Für die Geschichte der anspruchsvollen Kunstmusik des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts sind die 50er Jahre ein entscheidender Zeitraum. In diesem Jahrzehnt stellten sich die Fragen, wie die Methode des seriellen Komponierens weiterentwickelt werden kann, ob sie sich mit politischen Ansprüchen verbinden lässt, was ihre Gegenentwürfe bedeuten. Serielles Komponieren hatte 1956 keineswegs eine unumstrittene Monopolstellung, sondern war bereits mit Gegenstimmen konfrontiert, vor allem mit dem radikalen Gegenentwurf, den John Cage mit seinem Ansatz verfolgte, Klangereignisse aus allen Systemen zu entlassen. Heute wird unter jüngeren Komponistinnen und Komponisten zwar keine Avantgarde-Debatte mehr geführt, aber dennoch ist die Frage wichtig, wie man sich als Komponist/in zu jener Musik und ihren geistigen Grundlagen verhält, die in den 50ern neu erklang. Elf Stipendiatinnen und Stipendiaten der Musikerförderung des Cusanuswerks haben unter der skizzierten Fragestellung ein Konzertprogramm entworfen und in einem einwöchigen Kammermusikworkshop einstudiert. Hierbei wurden sie von dem Klarinettisten Thomas Löffler unterstützt, der auf zeitgenössisches Repertoire spezialisiert ist. Unter den acht Werken des Programms findet sich mit Christian Schumanns "Aggregationen" für eine Tänzerin und fünf Instrumentalisten auch eine Uraufführung eines Stipendiaten.
Musikerinnen und Musiker:Alexandra Bartoi und Julia Schautz (Violine), Dorothee Brunner und Lena Wignjosaputro (Violoncello), Felix Diergarten (Dirigieren), Szymon Jakubowski und Christian Schumann (Klavier), Matthias Mauerer (Klarinette), Adriane Oberborbeck und Magdalena Rybicka (Gesang), Petra Stransky (Gitarre und Tanz); Gäste: Tomoe Imazu (Viola), Elizaveta Birjukova (Querflöte)
Aufgeführte Komponistinnen und Komponisten:Volker Blumenthaler, John Cage, Morton Feldman, Sofia Gubaidulina, Witold Lutoslawski, Henri Pousseur, Christian Schumann, Matyas Seiber
Dozent des Kammermusikworkshops: Thomas Löffler, Reutlingen
Projektidee und –leitung: Dr. Nikolaus Schneider, Cusanuswerk