Unter dem Motto „Werteorientiertes Führen“ fand am 28. und 29. März 2020 die erste Online-Konferenz des Karriereförderprogramms für Frauen der Begabtenförderungswerke statt. In vier Vorträgen stellten Expertinnen aus Forschung und Praxis den bis zu 60 Teilnehmenden verschiedene Konzepte von guter und wertebasierter Führung vor. Sie regten damit zum intensiven interdisziplinären Austausch über gutes Führungsverhalten – auch in Krisenzeiten – an. Diskussionen in Kleingruppen („Breakout-Rooms“), Gruppenübungen und Netzwerkrunden ergänzten das Programm.
Nachdem die Präsenzveranstaltung des Karriereförderprogramms „Werteorientiertes Führen“ vom 27.-29. März in Siegburg aufgrund der Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus abgesagt werden musste, wurde mit Unterstützung einer der Mentorinnen, Dr. Joana Breidenbach, und ihrem Team aus dem Think Tank „betterplace.lab“ in wenigen Tagen ein neues Konzept für ein „Online-Summit“ erarbeitet .
„Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass das Cusanuswerk die geplante Veranstaltung nicht absagen wollte, sondern über ein digitales Alternativprogramm nachgedacht hat. Da wir im betterplace.lab viel Erfahrung mit digitalen Formaten haben, hat es mir viel Spaß gemacht, diese Expertise hier einzubringen. Gerade jetzt, in einer Zeit der physischen Distanz, brauchen wir soziale Nähe und es ist spannend zu erforschen, wie wir diese auch digital erzeugen können“, betonte Dr. Breidenbach im Anschluss an die Veranstaltung. Das Online-Format habe neue Möglichkeiten aufgezeigt: Mentees hätten zurückgemeldet, dass der Austausch als sehr fokussiert und auf Augenhöhe empfunden worden sei. Dadurch dass die Moderation die kleinen Diskussionsrunden nach dem Zufallsprinzip einteilte, sei die Gruppenzusammensetzung zudem sehr divers gewesen.
Auch von den Mentorinnen und Mentoren wurde das digitale Format mit viel Offenheit aufgenommen. Dr. Renata von Pückler, Familienrichterin am Oberlandesgericht Frankfurt und Mentorin der aktuellen Förderrunde betonte: „Ich bewundere und freue mich an der Kraft und dem Willen, in diesen schwierigen Zeiten neue Wege zu erdenken, um ein Seminar durchzuführen und uns Teilnehmenden damit eine große Inspiration zu schenken“.
Helene Banner, ehemalige Redenschreiberin des europäischen Kommissionspräsidenten, bot am ersten Tag einen thematischen Einstieg durch ihren Vortrag über weibliche Authentizität in der Führung. Es folgte ein Impuls von Kristina Lunz, Beraterin für außenpolitische Fragen und Aktivistin, zur Kraft der Kollegialität unter Frauen. Am zweiten Tag des KFP-Online-Summits teilte Dr. Joana Breidenbach die Erfahrungen des „betterplace.lab“ mit einer kompetenzbasierten, fluiden Führungsstruktur. Ihr alternatives Führungsmodell stellte einen Gegenpol zum thematischen Abschluss des Wochenendes dar. Hier gewährte Dr. Martina Niemann, Head of Lufthansa HR Management, anhand der Erkenntnisse aus der Gallup-Studie spannende Einblicke in ihre Führungsprinzipien als Leitung des Personalmanagements eines Großunternehmens. Anhand von Beispielen aus der aktuellen Ausnahmesituation machte sie deutlich, warum verschiedene Führungsstile je nach Situation Anwendung finden könnten.
Die Impulse aus den Vorträgen und der begleitende, moderierte Austausch in Kleingruppen und Plenum führten dazu, dass die Teilnehmenden ihren eignen Führungsstil identifizieren und hinterfragen konnten. Sie hatten so die Möglichkeit, ihre für sie charakteristische „Führungslandkarte“ weiter auszubauen.
Zu drei ursprünglich für ein Podiumsgespräch angefragten Führungspersönlichkeiten wurden halbstündige Videointerviews produziert, die den Teilnehmenden noch vor dem Wochenende zusätzliche Impulse gaben. Die inhaltlichen Impulse wurden durch interne Netzwerkrunden für Mentees und Mentor(inn)en ergänzt. Hier konnten die Teilnehmenden den bisherigen Verlauf ihrer Mentorings in Kleingruppen reflektieren und sich inhaltlich auf die anstehenden Gespräche der Tandems zur Halbzeit des Programms vorbereiten. Besonders gut angenommen wurden zusätzliche Angebote zum informellen Austausch, wie das „Social Kitchen“, eine gemeinsame Mittagspause vor den Bildschirmen, und auch innovative Team Building-Übungen, die trotz der physischen Entfernung aller Teilnehmenden ein starkes Gruppengefühl förderten.
„Man könnte meinen, dass ein Seminar für wertorientiertes Führen nicht ohne Präsenz möglich ist: Das dritte KFP-Seminar hat mir das Gegenteil bewiesen: Obwohl wir über ganz Deutschland, teilweise sogar den Globus, verteilt waren, sind wir ein Stück zusammengerückt und haben das Thema digital sehr lebendig erleben dürfen. Ganz gleich, ob während der „Social Kitchen" bei angeregten Diskussionen über die momentane Krise oder während der Break-Out-Sessions zu dem aktuellen Stand unseres Mentorings: Die Gemeinschaft und Verbindung war spürbar! Wer hätte gedacht, dass Führung auch digital so mitreißend ist?“ bemerkte Anna Sophie Eckers, Mentee des Karriereförderprogramms aus der Stiftung der deutschen Wirtschaft.
Hintergrund:
Von Mai 2019 bis November 2020 erhalten 40 Stipendiatinnen die Möglichkeit, im Rahmen des Karriereförderprogramm für Frauen der Begabtenförderungswerke eine Mentoringbeziehung zu einer Führungspersönlichkeit zu aufzunehmen. Fünf begleitende Seminare zu den Themen „Mentoring“, „Kommunikationskompetenz“, „Werteorientierte Führung“, „Work-Life-Competence“ sowie „Netzwerken“ bereiten die Teilnehmerinnen auf berufliche und private Herausforderungen vor.
Programmziel ist es, die Stipendiatinnen zu ermutigen und zu befähigen, Führungsverantwortung in ihren jeweiligen Berufsfeldern, in Wirtschaft oder Wissenschaft, Politik oder Gesellschaft, Kirche oder Medien zu übernehmen.
Das Karriereförderprogramm für Frauen wird vom Cusanuswerk, dem Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland, durchgeführt. Kooperationspartner des Programms sind das Avicenna-Studienwerk, das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk, das Evange-lische Studienwerk Villigst, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, die Hanns-Seidel-Stiftung, die Hans-Böckler-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Stiftung der deutschen Wirtschaft und die Studienstiftung des deutschen Volkes. Das Programm wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und ist zertifiziert nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Mentoring.