Mehr als 600 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks trafen sich in Schloss Eringerfeld, um im Rahmen ihres Jahrestreffens über "Geschlechterverhältnisse" und deren gesellschaftliche und individuelle Konsequenzen zu diskutieren. In Vorträgen, Arbeitsgruppen und einer Podiumsdiskussion wurden in der Debatte mit Referentinnen und Referenten verschiedener Institutionen die vielfältigen Aspekte, die sich mit dem Thema verbinden, reflektiert. Die Wahl des Themas stand, wie Professor Dr. Josef Wohlmuth, der Leiter des Cusanuswerks, in seiner Eröffnungsrede betonte, im Zusammenhang mit dem "Karriereförderprogramm für Frauen", einem Projekt, das das Cusanuswerk im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchführt.
Es griffe jedoch zu kurz, das Thema "Geschlechterverhältnisse" lediglich auf feministische Denkansätze zu beziehen; vielmehr ging es um eine Verhältnisbestimmung männlicher und weiblicher Lebensformen – und damit auch um die Frage der gerechten Beziehung zwischen Menschen.
In ihrem ebenso substanziellen wie unterhaltsamen Vortrag "Adam, Eva etc.: Geschlecht(erverhältnisse) denken, leben, gestalten" beschäftige sich Professor Dr. Regina Ammicht-Quinn, Theologin aus Frankfurt, mit der Geschichte der Geschlechterverhältnisse, mit aktuellen Geschlechtercodes und mit der Frage, welche gesellschaftlichen und kirchlichen Strukturen, welche individuellen Lebensentwürfe und welche anthropologischen Konzepte sich aus der Geschlechterzuordnung ableiten.
In acht Foren konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Diskussion dann weiterführen – mit Experten etwa aus dem Institut für anwendungsorientierte Innovations-Zukunftsforschung, aus dem Deutschen Jugendinstitut oder aus der Unternehmensberatung McKinsey.
Eine Podiumsdiskussion schließlich ging aus von einem Impulsreferat der Ministerialdirektorin Eva Maria Welskop-Deffaa, Leiterin der Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Zentrum des Interesses standen Gleichstellungsfragen, die sich in konkreten Lebenssituationen – etwa im Verhältnis von Beruf und Familie – stellen. Der Befund, dass der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen in Deutschland 22 Prozent und im EU-Durchschnitt 15 Prozent beträgt, wurde dabei als Schlüsselindikator genannt.
Wie verschiedene Studien zeigen, wünscht sich die Mehrzahl der Frauen wie auch der Männer ein gleichgestelltes Familienmodell. Wie es sich umsetzen läßt, – diese Frage sollte ein zentrales Anliegen der Regierung, der Tarifpartner, der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer und auch der Zivilgesellschaft sein, so Welskop-Deffaa.
Neben den Diskussionen und Vorträgen bot das Jahrestreffen den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten zur Begegnung – und zwar mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten, mit Ehemaligen und mit den Vertrauensdozenten, die das Cusanuswerk an den verschiedenen Hochschulorten vertreten.
Ein Festgottesdienst, zelebriert von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff aus Aachen, rundete das Jahrestreffen am Sonntagmittag ab.