Jahrestagung des Cusanuswerks 2019 „Brave New Work. Zur Zukunft der Arbeit“ mit Verleihung des Ideenpreises

Mehr als 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk und zahlreiche hochrangige Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien kamen vom 14. bis zum 16. Juni 2019 in Baarlo/Venlo (Niederlande) zusammen, um sich dem Thema „Brave New Work. Zur Zukunft der Arbeit“ zu widmen. Im Rahmen der größten jährlichen Veranstaltung des Cusanuswerks wurden zudem mehrere Preise für innovative Netzwerkideen verliehen.

Künstliche Intelligenz, Automatisierungsprozesse und immer kürzere Innovationszyklen beschleunigen die Veränderungen in der Arbeitswelt. Autonome Fahrzeuge, digitale Medizin und intelligente Sprachsysteme sind längst keine Science-Fiction mehr; aus Utopien sind Wirklichkeiten geworden, die in unseren Alltag und in unsere Wertschöpfungsketten vordringen. Das enge Verhältnis zwischen einer Gesellschaft und ihren Arbeitsformen zeigt sich besonders in Phasen, die von tiefgreifendem Wandel oder gar von Umbrüchen bestimmt sind. „Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen immer mehr. Ob das gut oder schlecht ist, kann man gar nicht so pauschal sagen. Auf jeden Fall ist es wichtig, sich mit diesen offenbar sehr fundamentalen Veränderungen kritisch zu befassen: in der Wissenschaft, in der politischen Diskussion, in der kulturellen Analyse. Denn die Chancen sollten genutzt werden. Und wir sollten uns an der konstruktiven Mitgestaltung beteiligen, gerade auch die Kirchen mit ihrer Verantwortung für den ganzen Menschen“, so Prof. Dr. Georg Braungart, Leiter des Cusanuswerks im Rahmen der Eröffnung des Wochenendprogramms.
 

Prominente Redner diskutieren über die Zukunft der Arbeit

In einem Impulsvortrag am Freitagabend, 14. Juni 2019, gab Prof. Dr. Jens Südekum, Institut für Wettbewerbsökonomie der Universität Düsseldorf, erste Einblicke in die Herausforderungen der Arbeit der Zukunft. Daran schloss sich ein Podiumsgespräch mit weiteren Gästen an: Prof. Dr. Sami Haddadin (Lehrstuhlinhaber für Robotik und Systemintelligenz an der TU München, Leibniz-Preisträger 2019), Prof. Dr. Susanne Hahn (Institut für Philosophie an der Universität Düsseldorf), Johannes Vogel MdB (Mitglied des FDP-Bundesvorstands) sowie Carmen Widera (Stipendiatin des Cusanuswerks). Schwerpunkte der Diskussion – moderiert von Margaret Heckel (Volkswirtin, Autorin und Journalistin) – waren die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt, die Anforderungen an Beschäftigte sowie die steigende Flexibilisierung des Privatlebens. In acht parallelen Workshops standen am Samstagvormittag dann Fragen der Ausgestaltung einer modernen humanen Arbeitswelt im Mittelpunkt.

In seinem Festvortrag anlässlich der Jahrestagung warnte Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D., Lehrstuhl für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, vor einer Humanisierung von Software-Systemen und einer Dehumanisierung des Menschen. Unter dem Titel „Die Aktualität des Bildungshumanismus in Zeiten gesellschaftlichen Wandels – Wie gestalten wir das Lernen in der Zukunft?“ entwarf er philosophische Grundlagen eines Digitalen Humanismus und betonte: „Der Mensch ist der Autor seines eigenen Lebens. Urteilskraft und Entscheidungsfähigkeit – Persönlichkeitsbildung – sind so aktuell, wie noch nie.“
 

„Begabungen vernetzen – Kirche und Welt gestalten“

Nach dem großen Erfolg des Ideenpreises 2016 zeichnet das Cusanuswerk fünf innovative Projektideen mit besonderer Strahlkraft aus: „Cusanus Goes Europe: Glauben im Austausch“ hat das Ziel, junge Katholikinnen und Katholiken aus ganz Europa miteinander und mit lokalen und europäischen Akteuren ins Gespräch zu bringen; im Projekt „Wege in die Zukunft – Von Ehemaligen für Geförderte“ geben Ehemalige ihren beruflichen Erfahrungsschatz weiter; Jahrestreffen der verschiedenen Ehemaligengenerationen sollen als Orte der Vernetzung und Ideen etabliert werden; die Gründung von Kammermusikgruppen dient dem Ausbau eines cusanischen Musikernetzwerks; interdisziplinäre Workshops in Nordrhein-Westfalen fördern die regionale Vernetzung und die gemeinsame Arbeit an gesellschaftlich relevanten Themen.

In seiner Laudatio auf die Preisträger würdigte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, den Anspruch des Ideenpreises: „Dieser Preis trägt dazu bei, an einer aufbrechenden, die eigene Selbstbezogenheit überwindenden Kirche, mitzuwirken. Die heute ausgezeichneten Innovationen schaffen es eindrucksvoll, sich an einer Kirche und an einem intellektuellen Diskurs zu beteiligen, der demonstriert, dass die Kirche ihren Platz in der Gesellschaft hat.“ Mit dem Netzwerk cusanischer Ideen sei ein positives Signal des Cusanuswerkes und seiner Stipendiaten in Kirche und Gesellschaft verbunden: „Bei allen Negativmeldungen über die Kirche empfinde ich den Ideenpreis zur Förderung des cusanischen Netzwerkes als ein großartiges Zeichen, als frohe Botschaft gegen alle Krisen. Das macht der Kirche Mut.“

„Das Prinzip der Begabtenförderung spiegelt sich in den prämierten Initiativen wieder: Bei der Förderung von engagierten Multiplikatoren braucht es wenig, um große Wirkung zu erzielen. Die Ideen zeigen, wie immer neue Potenziale erschlossen werden, wenn Eigeninitiative und Subsidiarität gelebt werden“, sagte der Generalsekretär des Cusanuswerks, Dr. Thomas Scheidtweiler.

Darüber hinaus sprach die Jury zwei Projekten einen Anerkennungspreis für cusanische Netzwerkinitiativen zu, die durch ihren Vorbildcharakter in besonderem Maße zur Nachahmung und Initiierung ähnlicher Projekte inspirieren. Zwei Projekte des Ideenpreises 2016 – die Cusanus Lecture Berlin und die Festgottesdienste der cusanischen Regionalgruppen – wurden aufgrund des großen Erfolgs und der hohen Nachfrage verstetigt.

Der Ideenpreis 2019 wurde mit einem Gesamtbudget von rund 30.000 Euro vergeben. Die Auswahl der Preise nahm eine Jury, bestehend aus Prof. Dr. Peter Funke (Vorsitzender des Beirats des Cusanuswerks und ehemaliger Vize-Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Prof. Dr. Wim Kösters (Vorstand der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk), Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bi-schofskonferenz), Elisabeth Luft (Vorstand der Stipendiatinnen und Stipendiaten), Dr. Regina Tolxdorff-Neutzling (Mitglied und Sprecherin des Altcusanerrats) sowie Prof. Dr. Georg Braungart (Leiter des Cusanuswerks), Dr. Thomas Scheidtweiler (Generalsekretär des Cusanuswerks) und Franziska Eickhoff (Referentin für Alumni und Netzwerkförderung) vor.

Festgottesdient und Pontifikalamt am Sonntag, 16. Juni 2019

Zum Abschluss des Wochenendes kamen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Festgottesdienst zusammen, der von Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln und Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz, zelebriert wurde. In seiner Predigt betonte Kardinal Woelki: „Es mag vielleicht auf einen ersten Blick anachronistisch erscheinen, wenn wir Christen angesichts des ‚everything changes‘, dem vielfältigen technischen und gesellschaftlichen Wandel, mit einem Lied aus dem Gotteslob von Gott bekennen: ‚Wie Du warst vor aller Zeit, so bleibst Du in Ewigkeit‘. Aber die ewige Zusage Gottes zu uns Menschen ist gerade nichts Gestriges: Gott steht vielmehr unveränderlich und stets aktuell zu seinem Bund mit uns Menschen. Gott ist die Liebe, zu ihm dürfen wir ‚Vater‘ sagen und sind auf seinen Namen getauft. Diese Berufung ist im Angesicht der gegenwärtigen Veränderungen kein Anachronismus. Sie ist vielmehr die Hoffnung, die nicht zugrunde gehen lässt (vgl. Röm 5,1).“

 

 

Die folgende Pressemitteilung wurde von der Deutschen Bischofskonferenz am 16. Juni 2019 veröffentlicht: PM der DBK Jahrestagung des Cusanuswerks 2019

 

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