Mehr als 600 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks trafen sich in Schloss Eringerfeld, um im Rahmen ihre Jahrestreffens über den Islam als Faktor des gesellschaftllichen Lebens in Deutschland zu diskutieren. In Vorträgen, Arbeitsgruppen und einer Plenumsdiskussion wurden die vielfältigen theologischen, historischen und soziologischen Aspekte, die sich mit dem Thema verbinden, reflektiert. Der Dialog der Religionen setzt, wie Professor Dr. Josef Wohlmuth, der Leiter des Cusanuswerks, in seiner Eröffnungsrede betonte, Wissen und Erfahrung voraus - und die im Zweiten Vatikanum postulierte Bereitschaft, sich anderen Religionen mit Respekt und auf gleicher Augenhöhe zu nähern. Besondere Aktualität gewann die Diskussion vor dem Hintergrund der Kairoer Rede Barack Obamas; so weitete die Frage nach Differenzen und Gemeinsamkeiten und damit auch nach der Friedensfähigkeit der Religionen den Horizont auf weltpolitische Dimensionen hin.
Dass der interreligiöse Dialog nicht auf Einigung ziele, sondern auf Konturierung der jeweils eigenen Position und auf das Zusammenleben der Religionen, hob Dr. Dr. Felix Körner SJ in seinem Eröffnunsgvortrag hervor. Die Theologie sowohl des Christentums als auch des Islam müsse Unterschiede benennen, Probleme aufzeigen und schließlich Aufgaben formulieren, die sich daraus ergeben.
In zehn Workshops konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Diskussion dann weiterführen und auf konkrete Fragen beziehen - etwa auf die Debatte um die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts, über Phänomene der Jugendkultur, die Situation von Frauen, die Diskussionen über den Moscheebau und vieles andere.
Die abschließende Plenumsdiskussion ging aus von Professor Dr. Stefan Wilds Vortrag über Muslime in Deutschland, der sich exemplarischen Reibungspunkten wie dem Verhältnis der Muslime zum demokratischen Staat, insbesondere der Religionsfreiheit, widmete. Wild plädierte für eine öffentliche Aushandlung strittiger Themen, die er als Voraussetzung für eine glückende Koexistenz bezeichnete.
Neben den Diskussionen und Vorträgen bot das Jahgrestreffen den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten zur Begegnung - mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten und mit Ehemaligen.
Ein Festgottesdienst, zelebriert von Pater Dr. Cosmas Hoffmann OSB aus der Abtei Königsmünster, rundete das Jahrestreffen ab.