Die siebte Abschlussausstellung der Künstlerförderung des Cusanuswerks fand am 20. Juni 2008 ihren feierlichen Abschluss mit der Verleihung der Georg-Meistermann-Stipendien an Lucia Falconi Garcés und Nik Nowak. Seit dem 18. April waren in der Ausstellungshalle Zeitgenössische Kunst Münster die Abschlussarbeiten von fünfzehn Stipendiatinnen und Stipendiaten zu sehen, die sich am Ende ihrer Förderzeit um das weiterführende Georg-Meistermann-Stipendium bewarben. Das mit monatlich 800 € dotierte Georg-Meistermann-Stipendium ermöglicht jungen Künstlerinnen und Künstlern unmittelbar nach dem Abschluss ihres Studiums zwei Jahre lang ein intensives Arbeiten und umfasst zudem die Finanzierung einer Einzelausstellung.
Dr. Claudia Lücking-Michel gab die Entscheidung der Jury bekannt. Zur Jury gehören Prof. Dr. Richard Hoppe-Sailer (Bochum), Prof. Dr. Bernhard Balkenhol (Kassel), Prof. Rotraut Pape (Offenbach) und Prof. Norbert Radermacher (Kassel).
Lucia Falconi Garcés, geboren 1962 in Quito (Ecuador) wurde für ihre Arbeiten "era tuyo" (2007), "Abschied" (2008) und "Gloriosa" (2008) ausgezeichnet. In diesen Arbeiten zeigt Lucia Falconi Garcés unterschiedliche Zustände plastischer Vegetabilität. Die Phantasieblume "Gloriosa" ist aus Bronze gegossen, eine andere Blume aus leichtem, durchscheinendem Kunststoff, eine bunte Keramik vermittelt im Zusammenspiel mit einer Wandzeichnung einen ambivalenten Eindruck von Lebendigkeit und Schwere innerhalb der Pflanzenwelt. So entsteht ein intensiver Eindruck des lautlosen, fast unsichtbaren Kampfs der Vegetation. Innerhalb dieses Zeichensystems geht es der Künstlerin vor allem um Variationen des Themas "Abschied und Tod". Die Wandzeichnung mit typographischen Texten der Künstlerin und ihres verstorbenen Mannes, den Elegien des spanischen Dichters Miguel Hernandes und Auszügen aus Johann Sebastian Bachs "Matthäus-Passion" lassen ein chiffrenartiges Tagebuch entstehen. Lucía Falconí Garcés hat bis 2007 an der AdBK München studiert und erhielt seit 2003 das Stipendium der Künstlerförderung des Cusanuswerks. Sie war Projektstipendiatin der Stadt München und wurde mit dem E-on Preis 2007 ausgezeichnet. Ihr Werk umfasst Malerei, Zeichnung und Skulptur. Ihre Arbeiten sind in Privatsammlungen in London und Ecuador sowie in der BMW-Sammlung in München und der Kunstsammlung des Europäischen Patentamtes in Den Haag vertreten.
Nik Nowak, geboren 1981 in Mainz, erhielt das Georg-Meistermann-Stipendium für "Mobile Booster", eine Arbeit aus dem Jahr 2005. Der "Mobile Booster" ist ein mobiles Soundsystem, ein Hybrid aus Geländewagen und "Ghettoblaster", ebenso schön wie unpraktisch. Die hochglanzlackierte Glasfaserform täuscht durch ihr biomorphes Design eine industrielle Fertigung vor und läßt auf selbstironische Weise die Konsumgewohnheiten unserer Gesellschaft auflaufen. In der Elektrotechnik spricht man von "Boostern" als Spannungs- und Leistungsverstärkern. Ein "Booster" findet sich als Hilfsantrieb bei Lokomotiven oder Raketen oder als Hilfssprengladung vor Explosionen. In der Medizin versteht man unter "Booster-Effekten" die lebhaftere Antwort des Immunsystems auf den Zweitkontakt mit einem Antigen, der bei Impfungen als Grundimmunisierung genutzt wird. Im Bezugssystem der Ausstellung erhält der Mobile Booster, der sich festgefahren hat, eine doppelbödige Bedeutung als Metapher für all jene Hilfsmotoren, die eine künstlerische Kariere zu befördern in der Lage sind. Nik Nowak hat bis 2007 an der UDK Berlin Kunst studiert und war Meisterschüler bei Prof. Lothar Baumgarten. Es folgten Studienaufenthalte in New York (2006) und Shanghai (2007) sowie Einzelausstellung im NBK in Berlin (2005) und in der Galerie White Trash Contemporary in Hamburg (2007). Die Studienförderung durch das Cusanuswerk erhielt er von 2004 bis 2007.
Ein Sonderpreis geht an Barbara Hlali (*1979, Münster), die in der AZKM mit der Videoinstallation "Busayyah (2007)" vertreten war. Die Auszeichnung umfasst eine mit einem Ankauf und einem Katalog verbundene Ausstellung in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Barbara Hlali setzt sich in ihren Videos mit politischen Themen und ihrer medialen Vermittlung auseinander. In Videoarbeit "Busayyah" entwickelt sie eine eindrückliche Ikonografie für die Nachvollziehbarkeit von Tod, Vergänglichkeit und Schmerz sog. politischer Ereignisse. Die Thematik des Massenmordes erfährt am Ende des Videos durch das Abschnüren der eigenen Finger der Künstlerin mit einem simplen Bindfaden eine berührende physische Steigerung. Barbara Hlali hat bis 2007 an der Kunstakademie in Münster bei Prof. Gunther Keusen und Prof. Daniele Buetti studiert und war von 2002-2007 Stipendiatin der Künstlerförderung des Cusanuswerks. 2004 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Dortmund für Foto/Film/Video. Von 2006 bis 2008 hatte sie einen Lehrauftrag für Trickfilm an der Universität Dortmund. 2007 erhielt sie im Rahmen des Jordan Short Film Festival ‚07 in Amman (Jordanien) die Auszeichnung "Special Mention – Best Script" für den Trickfilm "for a better world".
Das Georg-Meistermann-Stipendium wird seit 1993 verliehen und ist als Sonderprojekt des Cusanuswerks über Zusatz-Mittel finanziert. In diesem Jahr wurde ein Stipendium von dem "Verein Ausstellungshaus christliche Kunst e.V." (München) übernommen. Das zweite finanzierten die Katholischen Banken Deutschlands: die Bank im Bistum Essen, die Bank für Kirche und Caritas, die Darlehenskasse Münster, die LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, die Pax-Bank und die WGZ-Bank.
Mit der Namensgebung "Georg-Meistermann-Stipendium" erinnert das Cusanuswerk an einen großen Künstler, der als Lehrer, Kulturphilosoph und Kulturpolitiker gewirkt hat und seine künstlerische Eigenständigkeit gerade aus seiner christlichen Grundhaltung und einer starken Spiritualität heraus gewonnen hat. In allen Phasen seines Schaffens erwies sich Meistermann als streitbarer Intellektueller, der die Kulturpolitik entscheidend geprägt hat.