Generationengerechtigkeit
Jahrestreffen des Cusanuswerks in Schloss Eringerfeld

Fast 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks trafen sich vom 1. bis zum 3. Juni 2012 in Schloss Eringerfeld, um im Rahmen ihres Jahrestreffens über das Thema „Generationengerechtigkeit“ zu diskutieren.

 

Die Aktualität dieses Themas mußte nicht eigens hervorgehoben werden: In Vorträgen und Workshops ging es um die  vielfältigen Facetten von Zukunftsverantwortung und Nachhaltigkeit – etwa im Blick auf Sozialsysteme, Umwelt- und Klimaschutz oder Staatsverschuldung. Die Frage, wie sich die Verantwortung für künftige Generationen in konkretes Handeln umsetzen läßt, wurde unter philosophischen, ethischen, psychologischen, ökologischen  und ökonomischen Aspekten betrachtet.

 

Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Münster) stellte in ihrem  Eröffnungsvortrag die Generationengerechtigkeit als sozialethische Herausforderung dar. Bei der Suche nach Maßstäben für die Gerechtigkeit gegenüber nachfolgenden Generationen stehe „die Qualität unseres Zusammenlebens“ auf dem Spiel. Letztlich gehe es dabei um die grundsätzliche Entscheidung, in welcher Gesellschaft wir heute und morgen leben wollen. Unverzichtbar sei deshalb die Implementierung politischer Steuerungsinstrumente, die die Rechte künftiger Generationen vertreten.

 

In 11 Workshops wurden die praktischen Probleme diskutiert, die bei der Umsetzung einer Gerechtigkeit zwischen den Generationen eine Rolle spielen – vom demographischen Wandel über Staatsverschuldung  bis zu Klimawandel und Energiepolitik.

 

„Warum wir uns ändern müssen. Wege zu einer zukunftsfähigen Kultur“: Der Vortrag von Alois Glück, Präsident des Zentralrats der deutschen Katholiken und Mitglied der Ethikkommission für Energieversorgung und des Nachhaltigkeitsrats,  zeigte schließlich konkrete Handlungsfelder auf. Ausgehend von der These, dass unsere heutige Art zu leben, nicht zukunftsfähig sei, setzte er auf die prägende Kraft der Wertvorstellungen einer Gesellschaft.  Erst eine deutliche Wertsetzung ermögliche die Entwicklung von Leitbildern, aus denen sich die jeweiligen Prioritäten im Umgang mit Ressourcen ableiten ließen. Dabei dürfe Lebensstandard nicht mit Lebensqualität gleichgesetzt werden. Die konkrete Umsetzung solcher Forderungen beschrieb er als Herausforderung für viele Handlungsfelder: für eine Ordnungspolitik, die die christliche Soziallehre an die aktuelle Situation anpasse, für die Anforderungen einer solidarischen Leistungsgesellschaft, für das Bemühen um Chancengerechtigkeit, Innovationsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Nur so könne man dem Fortschritt eine neue Richtung und eine neue Qualität geben. 

 

Im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion wurden diese Fragen kontrovers diskutiert; gemeinsam war allen Diskussionspartnern ein deutliches Plädoyer für

eine  öffentliche Diskussion solcher Fragen in der Gesellschaft.

 

 

Neben den Diskussionen und Vorträgen bot das Jahrestreffen den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten zur Begegnung – mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten, mit den Gastreferentinnen und -referenten und  mit Ehemaligen. 

 

Ein Festgottesdienst, zelebriert von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen, rundete das Jahrestreffen am Sonntagmittag ab.

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