Festakt zum 60. Jubiläum des Cusanuswerks
Rund 400 Gäste nahmen am Festakt teil, der am 11. November anlässlich des 60. Jubiläums der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk in Bonn stattfand.

Rund 400 Gäste nahmen am Festakt teil, der am 11. November anlässlich des 60. Jubiläums der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk in Bonn stattfand. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierte Dr. Thomas Scheidtweiler, Generalsekretär des Cusanuswerks, die Ergebnisse einer großangelegten Netzwerkstudie, in der mehr als 7000 ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten zu ihren Lebens- und Berufswegen befragt wurden.

Die nachfolgende Pressemitteilung wurde von der Deutschen Bischofskonferenz am 11. November 2016 veröffentlicht (Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz).

Festakt zum 60-jährigen Bestehen des Cusanuswerkes "Mehrwert christlicher Freiheit und Dialogfähigkeit erkennen"

Mit einer Festmesse und einem Festakt ist heute (11. November 2016) in Bonn an die Gründung der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk vor 60 Jahren erinnert worden. In seiner Predigt ermutigte der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, das Cusanuswerk, auch künftig Biographien zu fördern: "Als Christin und Christ ist uns schmerzlich bewusst, dass eine Bildung, die in der Gefahr versagt, nicht taugt (Dietrich Bonhoeffer). Es taugt eine Bildung, die Vernunft und Glaube fördert, und die beides schult und einübt.“

Das könne zu „hervorragender Forschung, zu glaubwürdigen und vorbildhaften Christinnen und Christen führen – das kann aber in letzter Konsequenz auch dazu führen, dass man sich in Widerstand zu einer Globalisierung der Gleichgültigkeit bringt, die so gar nicht zum Bild eines angepassten, fleißigen katholischen Studierenden, einer etablierten Professorin oder eines in sich ruhenden geistlichen Begleiters im Cusanuswerk passt“, so Kardinal Woelki. Eine Bildung, die in der Gefahr tauge, sei nicht harmlos, sondern wisse darum, „dass es Gott selbst ist, der hungert und dürstet, wenn Menschen in unserem Land nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen und wenn Menschen versuchen, Europa zu erreichen. Wir sind keine Insel der Seligen – wir sind vielmehr diejenigen, auf die es ankommt, wenn andere keine Chancen in unserem reichen Land haben. Wir sind diejenigen, auf die es ankommt, wenn ein Mensch im Mittelmeer ertrinkt oder wenn er an den europäischen Außengrenzen erschossen wird.“

Der Vorsitzende der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz und Beauftragte für das Cusanuswerk, Weihbischof Dr. Christoph Hegge (Münster), erinnerte an das christliche Menschenbild, das das Cusanuswerk präge. Es geht darum, dass sich die Hauptamtlichen sowie die Stipendiatinnen und Stipendiaten kreativ und biographiebezogen einem solchen Menschenbild zuwenden, um den Mehrwert christlicher Freiheit, christlicher Dialogfähigkeit und christlicher Kultur für sich selbst je neu zu entdecken und zeugnishaft in den Dialog mit den Menschen in der Gesellschaft einzubringen. „Das steht keineswegs dem Gedanken eines recht verstandenen Humanismus entgegen, sondern es schließt diesen ein und eröffnet ihm einen Sinnhorizont, der im Offenbarungs- und Erlösungsgeschehen Jesu Christi dem rein rationalen Denken vorausliegt und ihn auf eine größere Freiheit, eine größere Liebe und eine Glaubensvernunft hin weitet“, so Weihbischof Hegge. Biographiebezogene Förderung der Stipendiaten bedeute dann auch, „dass sie nicht einfach mit einer christlichen Botschaft und ihren Norm- und Wertvorstellungen konfrontiert werden, die sie mehr oder weniger in ihr eigenes Weltbild integrieren, sondern es bedeutet, einen Erfahrungshorizont im Glauben zu eröffnen“.

Als die deutschen Bischöfe 1956 das Cusanuswerk ins Leben riefen, wollten sie – wie es der frühere Bischof von Essen und für das Cusanuswerk zuständige Bischof Dr. Hubert Luthe einmal formulierte, „begabte junge Menschen fördern in der Entfaltung ihrer Geistesgaben für den Dienst an den Menschen in Gesellschaft, Staat und Kirche“. 60 Jahre später wurde erstmals systematisch mit einer Vollerhebung unter allen mehr als 7.000 Ehemaligen untersucht, welche langfristigen Wirkungen die Förderung im Hinblick auf fachliche Exzellenz, herausragendes Engagement und katholischer Grundüberzeugung hat. Fast 4.000 Ehemalige haben an der Studie teilgenommen, was für derartige Untersuchungen eine hohe Beteiligungsquote darstellt. Ihre Rückmeldungen zeigen, dass das Cusanuswerk zu einer festen Größe in Kirche und Gesellschaft geworden ist. Dr. Thomas Scheidtweiler, Generalsekretär des Cusanuswerks, machte dies während des Festakts anhand eines Gedankenexperiments deutlich: „Die im Cusanuswerk Geförderten könnten das gesamte wissenschaftliche Personal von vier mittelgroßen deutschen Hochschulen stellen, sämtliche Ärztinnen und Ärzte von 13 Krankenhäusern, alle Lehrerinnen und Lehrer von 15 Gymnasien – ganz zu schweigen von vielen hundert kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ungezählten Juristen, Ingenieuren, Betriebswirten, Künstlern, Musikern etc., die vielen Mütter und Väter nicht zu vergessen. Die Tag für Tag und Jahr für Jahr ehrenamtlich geleistete Arbeit aller Altcusanerinnen und Altcusaner dürfte der Arbeitszeit von mehr als 400 Vollzeitarbeitskräften entsprechen. Besonders viele sind im kirchlichen Bereich aktiv.“ Von den vor zehn Jahren geförderten Cusanerinnen und Cusanern sind nach den Ergebnissen der Studie heute bereits 64 Prozent in Leitungspositionen tätig. Spitzenpositionen wie Vorstand, Geschäftsführung, Direktorium, Beamte der höchsten Besoldungsstufen etc. besetzen bzw. besetzten 22 Prozent aller befragten Ehemaligen.

Während die Auswahl- und die Förderarbeit des Cusanuswerks durchweg sehr positiv beurteilt werden, waren neun von zehn Ehemaligen der Ansicht, dass im Bereich der Ehemaligen- und Netzwerkarbeit noch ungenutzte Potenziale für die Zukunft liegen. 78 Prozent der Befragten meldeten dem Cusanuswerk zurück, dass sie bereit sind, sich stärker für den Austausch zwischen den Stipendiatengenerationen und die Anliegen der Bischöflichen Studienförderung einzubringen. Das Cusanuswerk hat bereits ein großangelegtes Programm gestartet, um hier anzusetzen. Thomas Scheidtweiler: „Die Studie hat gezeigt, dass der Wirkungsgrad der Bischöflichen Begabtenförderung nicht nur von der Gestaltungskraft des Einzelnen abhängt, sondern auch vom Grad der Verbundenheit – gerade wenn es darum geht, das Wesen der christlichen Botschaft in der Gesellschaft lebendig werden zu lassen. Ein Sauerteig, und ein solcher will das Cusanuswerk sein, wirkt erst durch die Symbiose der beteiligten Organismen. Dem Cusanuswerk geht es nicht um die Begünstigung Einzelner, sondern um die Förderung von Persönlichkeiten, die selbst zu Förderern für andere werden.“ Das Erfolgsrezept sei die Förderung von leistungsstarken Persönlichkeiten, die mit Verantwortungsbewusstsein und Gestaltungskraft positive Veränderungen vorantreiben. Für das Cusanuswerk werde dies mit der Netzwerkstudie eindrucksvoll bestätigt.

Hintergrund

Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland und fördert mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen hochbegabte katholische Studierende und Promovierende – ideell und finanziell. Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und herausragendem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Das Cusanuswerk wurde 2015 von der European Foundation for Quality Management mit dem Zertifikat „EFQM Committed to excellence – 2 stars” ausgezeichnet.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: November 2016) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

Die Netzwerkstudie "Talente verbinden. Zukunft gestalten. In christlicher Verantwortung" finden Sie hier.

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