Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement ging an zwei außergewöhnliche Projekte
Preisverleihung in Berlin


Aus 50 Bewerbungen das überzeugendste Projekt auszuwählen – das war keine leichte Aufgabe für die Jury der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk, die erstmals den Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement zu vergeben hatte. Ausgezeichnet wurden deshalb auch gleich zwei Projekte, deren Initiatorinnen sich den mit 5000,- € dotierten Preis teilen.

Dass Begabtenförderung kein Selbstzweck sein darf, sondern im gesellschaftlichen Interesse zu legitimieren ist, – dieser Gedanke führte zur Idee des Cusanus-Preises. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten setzen ihre Verantwortung durch vielfältiges Engagement in die Tat um. Mit dem Cusanus-Preis wurden nun erstmals konkrete Projekte der studierenden und ehemaligen Cusanerinnen und Cusaner honoriert.

PRANA – Deutsch-indisches Projekt zur interkulturellen Verständigung e.V.


Dr. Hilde K. Link rief nach der Tsunami-Katastrophe das Langzeit-Projekt PRANA in Süd-Indien ins Leben, das sich aus einer Hilfsaktion für die Opfer des Seebebens zu einem nachhaltig arbeitenden Schul- und Medizinprogramm entwickelt hat.  „Prana“, ein Wort aus dem Sanskrit, bedeutet „lebenspendender Atem“; in verschiedenen Bereichen wird dieses Motto verwirklicht.
Eine Förderschule nimmt begabte Kinder aus verschiedenen Kasten und Religionsgemeinschaften sowie Kastenlose auf und unterstützt nicht nur deren Bildung, sondern bemüht sich auch um ein friedliches Zusammenleben der seit vielen Generationen verfeindeten gesellschaftlichen Gruppen.  In einem Therapiezentrum werden Kinder mit Behinderungen medizinisch betreut; das „Schneiderinnen-Projekt“ ist eine Selbsthilfegruppe für Frauen, das nicht nur den Austausch ermöglicht, sondern auch eine Ausbildung bietet und den selbständigen Verkauf der Produkte durch die Produzentinnen unterstützt. Das „Glückskinder“-Projekt nimmt sogenannte „Unglückskinder“ auf, von denen man sagt, sie brächten allen Menschen in ihrer Umgebung Unglück. Diese Kinder und ihre Mütter erhalten eine Ausbildung, die sie zu einem selbständigen Leben befähigt.
Dr. Hilde K. Link ist Ethnologin und lebt seit 20 Jahren in Indien. Das PRANA-Projekt, das sie zusammen mit Prof. Dr. Matthias S. Laubscher, Ethnologe an der LMU München, im Rahmen eines eingetragenen Vereins durchführt, wird durch Sponsoren und private Spender finanziert.  Von 1983 bis 1986 war Hilde K. Link Stipendiatin in der Grundförderung des Cusanuswerks.


Kleine Leseratten Klub


Ein Bildungs- und Integrationsprojekt mit besonderem Akzent ist der Kleine Leseratten Klub, den Zlata Vodanovic 2008 in Hamburg gründete.  Ein abwechslungsreiches Programm bietet Leseförderung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Studierende, die selbst aus Migrantenfamilien stammen, arbeiten hier ehrenamtlich als Vorleser für die 7- bis 18jährigen, die sich regelmäßig im Jugend- und Kulturzentrum Neustadt treffen und auf unterhaltsame und spannende Art mit der deutschen Sprache vertraut werden. Besonders wichtig ist Zlata Vodanovic das anschließende Gespräch über die Geschichten; es fördert die Entwicklung der Sprachfähigkeit ebenso wie die soziale Kompetenz. Lesen als Abenteuer und Entdeckungsreise: Die Kinder und Jugendlichen können eigene Ideen einbringen und mitbestimmen, was gelesen wird. Gerne laden Sie auch junge Autorinnen und Autoren ein, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie selbst..
Bisher wurde der Kleine Leseratten Klub von der Robert Bosch Stiftung finanziell unterstützt, doch diese Förderung war befristet bis zum August 2009.
Zlata Vodanovic, deren Eltern aus Kroatien stammen, wuchs in Deutschland und in Kroatien auf; sie studiert Angewandte Kunst und ist seit 2008 Stipendiatin in der Künstlerförderung des Cusanuswerks.

In Anwesenheit zahlreicher Gäste fand die Preisverleihung am 29. Oktober 2009 in Berlin statt.  Die Festrede hielt Professor Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestags. Der Schirmherr des Cusanus-Preises, Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, MdB, sprach von einem überzeugenden Start des Cusanus-Preises und wünschte für die kommenden Jahre eine wachsende Strahlkraft.

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