Beteiligung des Cusanuswerks an den Eichstätter Gesprächen 2015 eröffnet weitere Perspektiven für Mentoring und Berufscoaching im Rahmen des neuen Netzwerkprogramms der Bischöflichen Begabtenförderung

Vom 18. bis zum 20. Juni kamen in Eichstätt über 100 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Kirche zusammen, um über das Thema „Ressource Kultur“ zu diskutieren. Die diesjährigen Eichstätter Gespräche regten zu intensiven und teilweise sehr kontroversen Debatten über die Frage an, welche Bedeutung die Unternehmenskultur heute hat bzw. haben kann – gerade auch in immer stärker globalisierten Wettbewerbssituationen und für die Arbeit in internationalen Teams.

 

Eichstätt. „Ressource Kultur“ – dieses Thema stand im Zentrum der Eichstätter Gespräche 2015, die an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt und im Bischöflichen Priesterseminar Collegium Willibaldinum stattfanden. Ausgerichtet wurden die Gespräche von der Ingolstadt School of Management und dem Bund Katholischer Unternehmer (BKU) in Kooperation mit der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach und der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk. Die Konferenz startete mit einer öffentlichen Abendveranstaltung an der KU, in dessen Rahmen profilierte Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Vertreter aus Kirche und Kultur Beiträge zu der Frage formulierten, welche Art von Kultur in Unternehmen, in Stiftungen, Vereinen und sonstigen Organisationen überhaupt relevant sei. Beatrice Rodenstock, die Geschäftsführende Gesellschafterin des gleichnamigen Unternehmens, hob dabei hervor, dass in Familienunternehmen kulturelle Ressourcen einen besonderen Stellenwert einnähmen. Ob allerdings tatsächlich vor allem familiengeführte Unternehmen die Ressource „Kultur“ intensiver nutzten als die oft so bezeichneten „anonymen Konzerne“ wurde im Verlauf der Tagung immer wieder kritisch diskutiert – und auch explizit bestritten, so etwa von Dr. Wolfgang Schirmer (Leiter Business Excellence, Rheinmetall AG). Auf dem Eröffnungspodium wies zudem Prof. Dr. Ursula Männle, die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, darauf hin, dass eine Verzweckung der Kultur nicht weiterführe. Kultur müsse vielmehr als Eigenwert erkannt und anerkannt werden. Diesen Faden griff auch Prof. Dr. Georg Braungart, der Leiter des Cusanuswerks, auf, der im Panel mit der Überschrift „Katholische Universität: Umfassend, Interdisziplinär, International“ nachdrücklich davor warnte, kulturelle Werte zu instrumentalisieren.

Der Papst befeuerte die Debatte. Als am Donnerstag, den 18. Juni, die Eichstätter Gespräche begannen, hatte Papst Franziskus gerade seine Umwelt-Enzyklika veröffentlicht. Der Bischof von Regensburg, Prof. Dr. Rudolf Voderholzer, griff in seinem Vortrag am Freitagnachmittag die Kerngedanken des päpstlichen Lehrschreibens auf – und nahm die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer in die Pflicht, unter dem Stichwort „Ressource Kultur“ auch die Verantwortung für die Natur mitzudenken. Der Freitagabend endete mit einem Pontifikalgottesdienst unter der Leitung des Regensburger Bischofs; anschließend kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Eichstätter Gespräche zu einem festlichen Abendessen in der KU zusammen.

Cusanisches Netzwerk. Das Cusanuswerk war mit einer Gruppe von insgesamt 24 studierenden und promovierenden Cusanerinnen und Cusanern sowie ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten auf den Eichstätter Gesprächen vertreten. Die Gruppe war interdisziplinär zusammengesetzt: Mediziner und Theologen, Psychologen und Kulturwissenschaftler, Physiker und Germanisten, Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen, Ingenieure und Mathematiker. Die Teilnahme an den Eichstätter Gesprächen 2015 bot intensive Gelegenheit zum generationenübergreifenden Austausch. Wiederholt zeigten sich die Cusanerinnen und Cusaner vom Geist des Gestaltungswillens und des Unternehmertums, der auf den Eichstätter Gespräche herrschte, angetan. Dieser Geist könne auch für das cusanische Netzwerk insgesamt positiv sein. „Vielleicht“, so einer der Altstipendiaten, „kann ein cusanisches Netzwerk neben der Förderung des akademischen Denkens […] auch den Wunsch und Willen weiter stärken, die Welt zu gestalten und unternehmerisch tätig zu sein. Es ginge dann darum, durch Veranstaltungen, Mentoring, Veröffentlichungen u. ä. den Gestaltungswillen bei den Studierenden zu fördern und ihnen bei der Verwirklichung von Unternehmungen zu helfen.“ – Ein Workshop am Ende der Konferenz, an dem auch der BKU-Geschäftsführer Martin Wilde teilnahm, brachte zahlreiche Ideen zu Mentoring-Konzepten und zur Entwicklung von Workshops zum Berufscoaching. Auch mögliche Wege der Kooperation zwischen Cusanuswerk und BKU wurden diskutiert. Im Rahmen der neu forcierten cusanischen Netzwerkförderung wurden die Eichstätter Gespräche somit zu einer Art Kick-off für weitere Projekte.

Hintergrund
„Die Eichstätter Gespräche bringen einmal im Jahr etwa 100 ausgewählte hochrangige und profilierte Führungspersönlichkeiten aus Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Ziel ist es, in einem Kreis ausgewählter Teilnehmer aktuelle wirtschafts- und unternehmensethische Fragen zu diskutieren und zwischen führenden Vertretern von Wirtschaft, Kirche und Wissenschaft einen intensiven und vertraulichen Dialog zu ermöglichen. Inhaltlich wollen wir den Dialog zwischen der Katholischen Soziallehre und den Wirtschaftswissenschaften anregen. Im Zentrum steht die Frage nach „guter Führung“. Wie können Führungspersönlichkeiten gut und erfolgreich führen, wie eine entsprechende Führungs- und Unternehmenskultur prägen? Welchen Beitrag können christliche Werteüberzeugungen und die Katholische Soziallehre hierzu leisten? Was können Wirtschaft und Kirche voneinander lernen? Perspektivisch sollen die Ergebnisse und Impulse der Eichstätter Gespräche auch in die akademischen Ausbildungskonzepte für (Nachwuchs-)Führungskräfte in Wirtschaft und Kirche einfließen.“ (Informationstext BKU)

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