Bildung auf dem Schirm – die digitale Ringakademie des Cusanuswerks
Sieben Vorträge zwischen dem 6. August und dem 17. September

Die Teilnahme an den cusanischen Bildungsveranstaltungen ist für die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks jedes Jahr ein Grund zur (Vor-)Freude: Vorträge, Workshops, das Geistliche Programm, Open Space und vor allem die cusanische Gemeinschaft machen die Ferienakademien und Graduiertentagungen zu etwas ganz besonderem.

In diesem Jahr hat die Corona-Pandemie die Durchführung der Ferienakademien als Präsenzveranstaltungen unmöglich gemacht. Stattdessen brachte das Cusanuswerk den Geförderten ein wenig von der speziellen Atmosphäre cusanischer Bildungsveranstaltungen sprichwörtlich „ins Wohnzimmer“.

Vom 6. August bis zum 17. September 2020 wurde jede Woche in einem rund zweistündigen Online-Format eines der sechs für diesen Sommer geplanten Akademiethemen präsentiert. Renommierte Expertinnen und Experten haben zugesagt, einen schlaglichtartigen Einblick in die verschiedenen Themenfelder zu geben.

Zum Auftakt am 6. August beleuchtete der Leiter des Cusanuswerks, Professor Georg Braungart, das cusanische Jahresthema Zusammenhalt aus der fachwissenschaftlichen Perspektive als Literaturwissenschaftler. Im Fokus stand die Rolle der Ästhetik im Prozess der Verhältnisbestimmung von Einheit und Vielfalt.
Im Anschluss an den Videovortrag entwickelte sich eine intensive Diskussion über die kulturspezifische Verortung von Ästhetik und über die Wirksamkeit verschiedener Formen der Ästhetik in der Kultur als gesellschaftlichem Kohäsionsfaktor, gerade wenn diese Kohäsion gefährdet erscheint.

Unter dem Titel Kreuz und Kreml: Zum Verhältnis von Staat und orthodoxer Kirche in Russland und der Ukraine vermittelte Professor Thomas Bremer (Münster) am 13. August den über 100 teilnehmenden Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nur historische Grundlagen, sondern die Grundlinien jener kirchenpolitischen und innerkirchlichen Konflikte, die heute in allen Nachfolge-Staaten der Sowjetunion ausgetragen werden und in der Ukraine sogar zur weltweit umstrittenen Gründung einer neuen Nationalkirche geführt haben.

Der dritte Vortrag von Professorin Elisabeth Clausen (Aachen) am 20. August widmete sich der Innovation in der Bergbautechnik: Rohstoffversorgung nachhaltig gestalten. Im Zentrum des Vortrags und der abschließenden Diskussion stand die Frage, wie der Abbau von Primärrohstoffen in Zukunft allen drei Säulen der Nachhaltigkeit entsprechend umgesetzt werden kann. Besonders im Bereich der Digitalisierung kann die Bergbautechnik hier wichtige Beiträge leisten.

Abt Dr. Notker Wolf reflektierte am 27. September im vierten Vortrag der Reihe mit dem Titel Es geht auch anders. Wie Benediktiner mit Macht und Autorität umgehen über den Gebrauch von Macht und Autorität in der ältesten Ordensgemeinschaft. Auf der Basis langjähriger eigener Führungs-Erfahrungen in seinem Orden erzählte er vom Einsatz geistlicher Macht in der katholischen Kirche und zeigte auf, welche positiven Quellen und Regelungsmechanismen in der benediktinischen Tradition für einen guten Gebrauch von Macht und für das Wachsen von Autorität liegen.

Im fünften Vortrag am 3. September sprach Professorin Heike Krieger (Berlin) über das Thema Zerreißprobe(n) für den Multilateralismus – Perspektiven für das Völkerrecht im Lichte von Pandemie und Populismus. Sie vertrat die These, dass die Corona-Pandemie keine nachhaltige Herausforderung für die Völkerrechtsordnung an sich darstellt, aber durchaus vorhandene Mängel verstärken kann. Die Krise des Multilateralismus kann nicht auf die Corona-Pandemie reduziert worden. Sie ist ein bereits länger andauerndes, vielschichtiges Phänomen. Eine wichtige Rolle in diesem Komplex spielen auch populistische Regierungen. Diese wenden sich in ihrer völkerrechtlichen Praxis gegen einen „verdichteten Multilateralismus“. Es entfaltete sich im Anschluss eine rege Diskussion über das Verhältnis von Politik und Recht, über internationale Machtverschiebungen und regionalspezifische Lösungsansätze.

Im sechsten Vortrag am 10. September von Altcusaner Prof. Dr. Sebastian Heilmann (Trier) mit dem Titel Chinas Seidenstraßen-Initiative: Eine geopolitische und wirtschaftliche Zwischenbilanz mit Schlussfolgerungen für Europäer widmete sich unter anderem folgenden Fragen: Welche Zielsetzungen stehen im Zentrum des Seidenstraßen-Programms? Mit welchen Mitteln werden diese Ziele umgesetzt? Worin bestehen Chancen oder Gefahren, und wer profitiert eigentlich von diesem Programm? Wie sollten sich europäische Regierungen und Gesellschaften zu diesem Großprojekt positionieren?

Der siebte und letzte Vortrag der digitalen Ringakademie fand am 17. September statt. Es sprach Prof. Dr.-Ing. Barbara Schönig zum Thema Wohnungsfragen ohne Ende und überall?! Ressourcen für eine soziale Wohnraumversorgung. 

Die digitale Ringakademie war für alle interessierten Stipendiatinnen und Stipendiaten in der Förderung offen. Nach jedem Vortrag gab es die Möglichkeit, interaktiv mit den Referentinnen und Referenten zu diskutieren – im Chat oder in den mittlerweile schon bekannten „Breakout-Rooms“.

Nach dem Vorbild der Ferienakademien wurde das Angebot von Beiträgen aus dem Geistlichen Programm umrandet. Zu jeder zweiten Vortragseinheit gab es im Anschluss an den inhaltlichen Slot einen kurzen Impuls, der auch unabhängig vom Vortrag wahrgenommen werden konnte. Zu den übrigen Vorträgen wurden von Seiten des Geistlichen Programms und der Geistlichen Kommission „Entdeckerräume“ angeboten, die sich drei der Akademiethemen aus einer spirituell-geistlichen Perspektive annäherten.

Weitere Details zum Programm und zu den Vortragenden finden Sie auf den Internen Seiten. Interviews mit einigen Vortragenden finden Sie hier.

Unser herzlicher Dank gilt der Evonik Stiftung, die die digitale Ringakademie mit einer großzügigen Spende unterstützt hat.

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