Ein Großpanorama auf einen Zusammenhang europäischer Kulturen von nahezu zweitausend Jahren – und eine zugrundeliegende Frage, die – obgleich es um schöne
Künste und um das Sinnliche geht – keinesfalls „kulinarisch“ ist: Ausgehend von seinem vielbeachteten Buch „Die Verzauberung der Welt“ (6. Auflage, C.H. Beck 2020)
lädt uns der renommierte evangelische Theologe und Religionsphilosoph Professor Jörg Lauster (LMU München) zu einer kulturgeschichtlichen Analyse Europas und
des Christentums ein – und stellt die These auf, dass christliche Kultur ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis von „Abendland“ sei.
Christliches Menschen- und Gottesbild habe seit der Antike nicht nur die Künste, sondern auch das Zusammenleben, Wirtschaften und Herrschen in Europa zutiefst
geprägt. Tragende Grundüberzeugungen des Christentums, so Lausters Beobachtung, seien nicht allein in seinen klassischen Lehren, Riten und Institutionen zu
finden, sondern auch in Musik, Kunst, Architektur und Literatur – und gerade über diese Bahnen haben sie Europa wesentlich mitgestaltet und prägen es bis heute.
Im Sinne einer Einführung wird Lauster einen großen erzählerischen Bogen vom Urchristentum bis in die Gegenwart spannen und die tragenden Grundmotive erkunden:
Ein gregorianischer Choral kann wie eine Kantate Bachs etwas von der Harmonie des Universums zum Klingen bringen, eine gotische Kathedrale göttliche Erhabenheit
einflößen, ein Bild oder eine Skulptur Michelangelos die Pracht der Welt als göttliche Schöpfung feiern, ein Gemälde Caspar David Friedrichs das unfassbare
Geheimnis des Daseins versinnbildlichen und ein Roman Leo Tolstois die sittliche Kraft des Christentums deutlich machen.
Wir wollen uns Zeit nehmen, Erfahrungs- und Reflexionskompetenzen zu gewinnen für die Sinnstiftung, die christliche Kulturformen in ihrer Wirkungsgeschichte
leisten: Wie ist geworden, was wir heute Europa nennen, und was ist damit heutegemeint?