2622 "Ich weiß nur, was ich galube.": Theologische Spurensuche in der Kriminalliteratur.
Ein Literaturwochenende zu G.K. Chestertons "Father Brown"-Geschichten

Datum: 23.09. - 25.09.2022

Ort: Cusanushaus Mehlem

Leitung: Dr. Bernhard Stricker & Manuel Vollberg - Geistliche Begleitung: Dr. Bernhard Stricker & Manuel Vollberg

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Wer kennt sie nicht, die Figur des Father (manchmal auch: ‚Pater‘) Brown? In Deutschland haben vor allem die Verfilmungen mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle
zur Bekanntheit des vermeintlich einfältigen Priesters beigetragen, der mit überraschendem Scharfsinn Verbrechern das Handwerk legt. Der andauernden
Popularität der unzähligen Film- und Fernsehadaptionen zum Trotz (zuletzt als Serie vom BBC mit Mark Williams in der Hauptrolle) ist jedoch das Werk des Schöpfers
der Father-Brown-Geschichten in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Vergessenheit geraten. Dabei handelt es sich bei G.K. Chesterton (1874-1936) um einen
der stilistisch brillantesten Apologeten des modernen Katholizismus. Seine Essays, unter denen sich auch Anleitungen zum Verfassen von Detektivgeschichten befinden,
schlagen Funken aus den Paradoxien, in die sich der Gläubige in der modernen Welt verwickelt erfährt.


Eine solche Paradoxie liegt auch der Konstruktion der Figur des Father Brown zugrunde. Wie Chesterton in seiner Autobiographie berichtet, bestand der Anlass zur
Erfindung der Figur in der Behauptung zweier Studenten aus Cambridge, dass ein Priester aufgrund seiner klerikalen Lebensweise unmöglich eine zutreffende Vorstellung
vom Bösen in der Welt haben könne. Um zu zeigen, dass vielmehr gerade ein katholischer Geistlicher, nicht zuletzt aufgrund seiner Rolle als Beichtvater, mit
den Übeln dieser Welt vertraut ist, schuf Chesterton die komische Figur des englischen Landpfarrers, dessen naiv-unschuldige Erscheinung durch seinen detektivischen
Spürsinn immer wieder Lügen gestraft wird. Anders als sein literarisches Vorbild Sherlock Holmes folgt Father Brown bei seinen Ermittlungen nicht einer
strikt analytisch-rationalen Methode, sondern der Einfühlung in den Verbrecher, die ihm durch das Bewusstsein seiner eigenen Sündhaftigkeit ermöglicht wird. Im
populären Genre der Kriminalgeschichte vermittelt Chesterton so eminent theologische Botschaften.


Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den ausgesprochen unterhaltsamen Detektivgeschichten und deren theologischen Gehalten soll im Mittelpunkt
unseres Literaturwochenendes stehen. Anhand ausgewählter Kurzgeschichten wollen wir uns mit den erzählerischen Strategien Chestertons, mit deren Bedeutung
für die Vermittlung religiöser Ideen und mit der Frage nach dem Stellenwert populärer Kunstformen wie der detective story und ihrer Film- und Fernsehadaptionen
für die Darstellung der christlichen Botschaft auseinandersetzen.


Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft, die Texte, die im Rahmen des Seminars diskutiert werden sollen und vorher per E-Mail verschickt werden, im Vorfeld
des Wochenendes zu lesen (Textumfang max. 100 Seiten). Literaturwissenschaftliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

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