2422 Geistliches Forum zu aktuellen Kirchenthemen
"Nicht von dieser Welt"? Standortbestimmungen von Kirche im Widerstreit

Datum: 22.09. - 22.09.2022

Ort: Gemeindesaal St. Elisabeth, Stuttgart

Leitung: Referierende: Pater Prof. Dr. Ulrich Engel OP, Prof. Dr. Andreas Holzem & Dr. Britta Müller-Schauenburg CJ - Geistliche Begleitung:

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Die katholische Kirche in Deutschland ist auf dem „Synodalen Weg“ zu einem intensiven Gesprächs- und Beratungsprozess aufgebrochen. Ziel ist es, einen von Gläubigen,
Verantwortlichen und Amtstragenden gemeinsam beschrittenen Weg der Erneuerung von Kirche zu gehen. Anstoßgebend für diesen Weg ist mit Deutlichkeit
die Missbrauchskrise, doch stehen im Hintergrund auch tiefgreifende Herausforderungen pastoraler Versorgung in den Ortsgemeinden, sinkende Priesterzahlen und
eine aus verschiedenen Perspektiven konstatierte Lebensferne kirchlicher Pastoral. Auch steigende Kirchenaustrittszahlen und ein schwindendes Fundament von Kirche
in der Gesellschaft markieren das Zeitmoment des „Synodalen Weges“.


Im Fokus der Verhandlung stehen Strukturen und der Charakter des geistlichen Amtes, die kirchliche Moral- und Sexuallehre sowie der eigentliche Lebensvollzug
katholischer Kirche – ihre pastorale und sakramentale Praxis. Die im Rahmen des „Synodalen Weges“ eingebrachten Optionen, wie der notwendige Aufbruch gestaltet
werden kann, gehen auseinander: Entlang des Für und Widers einer Aufhebung des Pflichtzölibats, der Zulassung von Frauen zur Ordination oder der Segnung, bzw. kirchenrechtlichen Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften können Positionen aufeinanderstoßen und Bruchstellen innerhalb von Gemeinden und Diözesen sichtbar werden.

Der Zeitpunkt dieses Aufbruchs lässt sich somit als Krise beschreiben, in dem eine bewahrte Ordnung von Kirche an die Grenzen ihrer Sinnhaftigkeit und Funktionalität
zu stoßen scheint. Er kann aber auch als ein Moment erlebt werden, in dem Gläubige so gedankenstark und leidenschaftlich wie lange nicht miteinander teilen, was
ihnen Gottesbeziehung und kirchliche Gemeinschaft bedeuten. Verhandlungen, die so sehr die strukturelle Revision oder die innere Erneuerung von tief verankerten
kirchlichen Zeichen und Lizenzen prüfen, müssen „aufbrechen“ – zu den eigentlichen Lebensquellen ihrer Glaubensbotschaft. Es ist ein wichtiges „Zeichen der Zeit“,
dass sich die Gemeinschaft derjenigen, die hier miteinander streiten und entwerfen als außerordentlich lebendig und keinesfalls arm an Visionen erweist.


In dieser Perspektive möchte das „Geistliche Forum zu aktuellen Kirchenthemen“ einen Raum bieten, in dem Zukunftsperspektiven kirchlicher Erneuerung diskutiert
und Wissen über theologische, spirituelle und kirchengeschichtliche Hintergründe vertieft werden kann. Beginnend im September 2022 soll das Forum einmal im Jahr
bei einer cusanischen Hochschulgruppe zu Gast sein.


Die Auftaktveranstaltung in Stuttgart steht unter dem Thema „Nicht von dieser Welt“? Von Jesu Wort „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18.36) ausgehend,
wird eine Spannung sichtbar, welche die „DNA des Katholischen“ in ihrer Geschichte tief prägt: Die Spannung, „in“ der Welt zu sein, und doch über sie hinaus zu weisen;
im Hier und Jetzt menschlicher Realität zu wurzeln und dabei eben doch nicht „von“ dieser Welt zu sein. Viele Kulturformen und Logiken von Kirche, die im gegenwärtigen
Krisenmoment problematisiert werden müssen, an die sich aber auch weltkirchlich kontroverse Verhandlungen knüpfen können, haben in der Polarität von
„Außerweltlichkeit“ und „Innerweltlichkeit“ ihren Grund. Wir laden Expertinnen und Experten ein, uns in historische, institutionelle sowie spirituelle Dimensionen
einzuführen und ihre ganz persönlichen Perspektiven auf diese Frage zu teilen. Mit diesen Anregungen wollen wir in Kleingruppen und im Plenum weiterdiskutieren –
und auch Komplexitäten und Ambivalenzen nicht scheuen.

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