1724 „Mein Gott ist dunkel und wie ein Gewebe.“
Mehlemer Literaturwochenende zur lyrischen Gottessuche in Rilkes „Stunden-Buch“

Datum: 09.08. - 11.08.2024

Ort: Cusanushaus Mehlem

Leitung: Dr. Bernhard Stricker & Manuel Vollberg - Geistliche Begleitung: Dr. Bernhard Stricker & Manuel Vollberg

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Rainer Maria Rilke (1875 – 1929) gilt vielen als kanonischer Hauptvertreter der klassischen literarischen Moderne. Seit er die literarische Bühne betreten hat, umgibt ihn und sein Werk eine geradezu prophetische Aura. Sein lyrischer Ton war neu und ungewohnt, von teils hermetischer Vielschichtigkeit, oft melancholisch und romantisierend. Dabei weist die Verbindung von lyrischem Ausdrucksvermögen
und vielfältiger Formensprache nicht selten in die Transzendenz. In seinem Frühwerk führt er so die Tradition des Stundenbuchs als einer religiösen Textgattung fort, die traditionell dem Gebet und der Andacht dient. Indem er sich deren sprachliche Bildlichkeit in seinem Gedichtzyklus neu anverwandelt, verbindet er die Suche nach der angemessenen Erfassung und Ansprache Gottes mit einer unablässigen Reflexion der sprachlichen Darstellbarkeit des nie vollständig Einzuholenden.
Im Rahmen eines Literaturwochenendes wollen wir „Das Stunden-Buch“ (1905) einer intensiven Lektüre unterziehen und gemeinsam herausarbeiten, wie Rilke mit dem spezifischen Ausdrucksvermögen der lyrischen Gattung Konzepte und Vorstellungen von Religion, Gebet und Gott innovativ ausgedrückt hat. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie die Bedingungen der beginnenden Moderne sich auf diese neue Form gebetartigen Sprechens ausgewirkt und ihren Niederschlag in einer Lyrik gefunden haben, die etwa die Frage nach einem religiös geprägten Leben oder dem Verhältnis von Gott und Individuum neu stellt. Literaturwissenschaftliche
Vorkenntnisse sind für eine Teilnahme nicht erforderlich.
 

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