Erstaunliche theologische Aussagen und spirituell eindrückliche Momente sind das: Jene Stellen des Neuen Testaments, in denen Menschen aussprechen, sie seien neu geworden – in der Begegnung mit Jesus Christus. Da ist die berühmte nächtliche Szene mit Nikodemus im Johannesevangelium, in
der es geheimnisvoll heißt, dass die, die Jesus nachfolgen, neu „von oben geboren“ würden (Joh 3,3). Der Petrusbrief spricht alle Christinnen und Christen mit ähnlicher Botschaft an, frontal und auffordernd: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht,
eine königliche Priesterschaft!“ (Pet 2,9). Der Apostel Paulus spricht sogar davon, dass die, die mit und in Christus leben, „eine neue Schöpfung“ (2 Kor, 5,17) seien.
Was fangen wir heute an mit diesen gewichtigen Zeugnissen? Während der theologisch-geistlichen Tage im Cusanushaus Mehlem und inspiriert von der nachösterlichen Frühlingszeit wollen wir uns Zeit nehmen für jeweils eigenständige Zugänge in Texterfahrung und Spiritualität, in Dogmatik und Geschichte, in Liturgie und Ästhetik:
Wie erleben wir diese Aussagen persönlich und in Gemeinschaft, im Hinblick auf unser eigenes Glaubensleben und als christliche Suchende? Welchen Stellenwert hat die Idee, dass unter Menschen eine „neue Schöpfung sei“, in der christlichen Dogmatik? Und geschichtlich gewendet: Wie ist der unmittelbare Kontext dieser weltverändernden Glaubenszeugnisse in der Zeit ihrer Entstehung – in der jüdischen Religion wie auch in der antiken griechischen Philosophie? Welche „DNA des Christlichen“ geht hieraus hervor – in profilierten katholischen Kulturformen oder in geschichtsmächtigen Formen des Puritanismus und Pietismus? Und was für Folgen hat die Vision vom „neuen Menschen in Christus“ für die Kunst gehabt? Zum Abschluss wollen wir wieder bei der Gemeinschaft von Jerusalem in Groß St. Martin, Köln, einkehren, um die Sonntagsliturgie zu feiern – und zu erleben, wie diese Zeugnisse heute, im Herzen einer pulsierenden Großstadt, geteilt werden und da sein können.