Ferienakademie 08 – 2022/23
Follow the Science? Konflikte der Wissensgesellschaft

Datum: 04.09. - 16.09.2022

Ort: Historisch-Ökologische Bildungsstätte - 26871 Papenburg

Leitung: Dr. Andrea Kleene - Geistliche Begleitung: Michael Jokiel

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

„Follow the Science“ – die Meinung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern war in der breiten Öffentlichkeit selten so gefragt wie in dieser Zeit: Durch den Klimawandel, aber insbesondere die Corona-Pandemie haben wir einen (Natur-)Wissenschaftspositivismus erlebt, wie er davor kaum denkbar gewesen wäre. Eine repräsentative Meinungsumfrage des Wissenschaftsbarometers aus dem Jahr 2020 zeigt, dass in der Bevölkerung ein großes Interesse an Wissenschaft und Forschung besteht (60 %) ebenso wie ein großer Teil der Befragten (zwischen 60 und 73 % im Jahr 2020) Wissenschaft und Forschung „eher oder voll und ganz vertrauen“.1 Gleichzeitig wächst aber auch die teils irrationale Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Theorien und ihren Ergebnissen.

Doch was ist genau unter Wissenschaft zu verstehen? Auf der Ferienakademie möchten wir uns zunächst grundlegend mit dieser und weiteren Fragen auseinandersetzen: Welches Ziel hat Wissenschaft? Wie hat die Wissenschaft sich entwickelt? Ist Wissenschaft disziplingebunden? Welche Disziplinen lassen sich ihr unterordnen und wie sind diese entstanden? Wo sind Grenzen, wo Schnittstellen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften und wie wichtig ist Interdisziplinarität?

Wissenschaftliches Arbeiten unterliegt gewissen Standards: Dazu gehören unter anderem die Wahl adäquater Forschungsmethoden, intellektuelle Redlichkeit, inhaltliche Korrektheit sowie Transparenz und Überprüfbarkeit. Dass das System grundsätzlich funktioniert, zeigen etwa die höhere Lebenserwartung weltweit oder auch das schnelle Finden eines geeigneten Impfstoffs gegen das Coronavirus. Jedoch wird immer wieder kritisiert, dass die Replizierbarkeit einflussreicher wissenschaftlicher Ergebnisse gering sei, Studien mit positiven Ergebnissen eher publiziert werden als solche mit negativen Resultaten, untersuchte Stichproben zu gering seien, als dass sie aussagekräftig sein könnten. Mit derartigen Beispielen - wie der Replikationskrise, dem Publication bias oder Plagiatsskandalen -, die zu einem negativen Ansehen der Wissenschaft im Allgemeinen führen, möchten wir uns auf der Ferienakademie ebenfalls beschäftigen.

Entsprechend wichtig ist effektive Wissenschaftskommunikation: Sie kann das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Forschung stärken und überholte Vorstellungen darüber, wer eigentlich Wissenschaft betreibt, in Frage stellen. Wie wichtig Wissenschaftsaufklärung in Zeiten von Krisen ist, hat beispielsweise der erfolgreiche NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ mit dem Virologen Professor Christian Drosten u. a. gezeigt. Bisher war die Disziplin der Wissenschaftskommunikation innerhalb des Elfenbeinturms jedoch eher unbeliebt und wurde selten vonseiten der Hochschule gefördert.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Maßgabe eher „Follow the Science“ lautet oder ob doch eher die Wissenschaft der Gesellschaft folgt: Welchen Einfluss nehmen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft? Welche Themen sind en vogue und werden erforscht, für welche Forschungsbereiche gibt es Fördergelder?

Die Teilnehmenden sollen durch die Ferienakademie als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und als Teil der Gesellschaft Fertigkeiten erwerben, um wissenschaftliche Ergebnisse und Publikationen besser einordnen zu können, kritisch zu hinterfragen und die eigenen Erkenntnisse eingängiger zu präsentieren. 

________________

1 Vgl. https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaftsbarometer/wissenschaftsbarometer-2020/ (letzter Zugriff: 5.4.2022).

Zum Seitenanfang