Ferienakademie 07 – 2022/23
Mt 28,19 – Mission impossible?

Datum: 21.08. - 02.09.2022

Ort: LVHS Freckenhorst - 48231 Warendorf

Leitung: Sophia Fazio - Geistliche Begleitung: Philipp König

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Die Identität der katholischen Kirche ist von der Evangelisierung als zentralem Thema geprägt. Evangelisierung bedeutet „die Frohbotschaft in alle Bereiche der Menschheit zu tragen, und sie durch den Einfluss von innen her umzuwandeln und die Menschheit selbst zu erneuern“ (Papst Paul VI. in der Enzyklika "Evangelii nuntiandi", 1975, S. 14). Das Ziel der Evangelisierung besteht darin, alle Lebensbereiche von der Botschaft Jesu und vom Zeugnis für Glauben, Hoffnung und Liebe erfassen zu lassen und so eine oft empfundene Kluft zwischen Lebens- und Glaubenswirklichkeit zu überwinden.
Christlicher Glaube ist von Anfang an missionarisch – von der ersten Weitergabe der Osterbotschaft bis in die Missionsreisen des Apostels Paulus weit über Palästina hinaus: Christinnen und Christen leben ihre Erfahrung, dass in Jesus Gottes Liebe zu allen Menschen spricht, gerade darin, dass sie diese Erfahrung teilen und weitergeben. Mission ist somit Ausdruck des universellen Charakters der christlichen Botschaft.

Heutzutage hat Missionierung in der breiten Öffentlichkeit allerdings auch negative Konnotationen. Oft werden mit der Missionsgeschichte die Zwangsmissionierung im Mittelalter und die Verquickung von Mission und gewaltsamer Kolonialisierung assoziiert. Als 2018 der evangelikale US Missionar John Allen Chau von den Bewohnern der North Sentinel Island gewaltsam umgebracht wurde, stellte der Journalist Toby Luckhurst in der BBC die Frage: „Helfen Missionare oder schaden sie?“. Somit machte er die Öffentlichkeit auf imperialistische Formen von Missionsarbeit und die Fortschreibung kolonialer Traditionen durch Mission aufmerksam.

Im Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) wurde die Anerkennung der Religionsfreiheit als normative Bedingung der Mission festgelegt: Wenn Gott mit den Menschen kommuniziert, dann können auch Missionare die Botschaft nur über Dialog, nicht mit Zwang, weitertragen. Zeugnis des biblischen Glaubens ist außerdem nicht nur das Wort, sondern auch die Tat, welche in der Entwicklungshilfe zum Ausdruck gebracht wird.

Im Laufe der Geschichte wurde das missionarische Engagement der katholischen Kirche auf unterschiedliche theologische Begründungen zurückgeführt und hat verschiedene Formen angenommen, welche sozio-politische Entwicklungen, kulturelle Neuorientierungen und veränderte regional-historische Praxiskonstellationen berücksichtigten. Vor dem Hintergrund der Missionsgeschichte werden in dieser Ferienakademie die Relevanz der postkolonialen Studien für die gegenwärtige Missionspraxis sowie die Notwendigkeit eines interdisziplinären Dialogs zwischen den interreligiösen Studien und den Missionswissenschaften behandelt.  

In erkenntnistheoretischer Hinsicht ist die Konversion ein nicht leicht zu erklärendes Phänomen, weil diese zu einer radikalen Umwälzung des eigenen Weltbildes führt, die weder auf rationalen Evidenzen noch auf empirischen Tatsachen beruht. Wie und ob die Konversion als bewusste und begründete Handlung betrachtet werden kann und welche Rolle die Sprache als Mittel eines Bekehrungsprozesses spielt, wird auch in dieser Ferienakademie zur Diskussion gestellt.

Neben der kritisch-fachlichen Auseinandersetzung mit der vergangenen und gegenwärtigen Missionspraxis wird diese Ferienakademie die Möglichkeit bieten, sich zu fragen, ob und wie man als Christ bereit ist oder wäre, die biblische Botschaft zu verkünden.

Zum Seitenanfang