Ferienakademie 02 – 2022/23
Volks_Begehren. Neue Formen politischer Partizipation und Repräsentation

Datum: 31.07. - 05.08.2022

Ort: Haus Johannisthal - 92670 Windischeschenbach

Leitung: Dr. Sebastian Muders; bei Rückfragen zu Teilnahme- und Wartelistenplätzen bitte Sebastian Kirschner in der Geschäftsstelle kontaktieren. - Geistliche Begleitung: Ruth Schiebel

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Gleich ob Klima- oder Corona-Krise: Der gesellschaftliche Umgang mit nationalen wie globalen Herausforderungen und die daran anschließenden Debatten um gangbare Lösungen offenbaren nicht zuletzt Unmut über das politische System der dezidiert indirekten, repräsentativen Demokratie: Splittergruppen wie die "Querdenker", aber auch die eine breitere Unterstützung in der Bevölkerung erfahrenden Aktivisten von "Fridays for Future" fordern lautstark eine stärkere Berücksichtigung ihrer Anliegen, die sie im gegenwärtigen politischen Diskurs als nicht ausreichend wahrgenommen empfinden. Altbekannte Rufe wie "Wir sind das Volk" stehen ebenso wie der Slogan "Es ist unsere Zukunft" auch für den Vorwurf, dass bestimmte soziale Gruppen nicht oder wenigstens unzureichend gehört und in politische Entscheidungen mit eingebunden werden.

In seiner berühmten Gettysburg Address von 1863 bezeichnete Abraham Lincoln die Demokratie als "government of the people, by the people, for the people". Aber wer aus dem Volk soll für das Volk Regierungsverantwortung übernehmen, und wie wird das durch das Volk bestimmt? Hat die Mehrheit immer Recht, so dass ein Regierungskabinett allein die obsiegende Wählerschaft abbilden sollte? Oder wäre umgekehrt zu überlegen, dass ein demokratisch verfasstes Parlament ein möglichst genaues Spiegelbild der Bevölkerung sein muss, damit wahre politische Repräsentation gegeben ist? Nach welchen Maßgaben wären relevante gesellschaftliche Gruppen hier zu identifizieren und nach welcher Formel soll deren politische Gewichtung erfolgen? Und wie gehen wir mit den Herausforderungen einer direkt gestalteten Demokratie um, etwa Populismus oder Desinformation?

In Deutschland haben Verfassungsgerichte in den Bundesländern Thüringen, Brandenburg und Bayern jüngst Rufe nach mehr direkter Demokratie eindeutig für verfassungswidrig erklärt; die Stimmung nach Anpassungen politischer Repräsentation werden in Deutschland dennoch zunehmend lauter: In Zeiten des Wandels politischer (Debatten-)Kultur, der Ausweitung digitaler Möglichkeiten der Vernetzung, der Meinungsbildung und des Aktivismus, der veränderten Öffentlichkeiten und gesellschaftlichen Debatten, neuen Formen sozialer, zum Teil populistischer Bewegungen, Initiativen, Bürger/innen-Beteiligungen und Dialogformate stellt die Akademie Fragen nach Stand und zukünftiger Entwicklung politischer Beteiligung und Vertretung. Dabei sollen systematisch wie exemplarisch Antworten aus der Perspektive unterschiedlicher akademischer Disziplinen diskutiert werden. Ausgehend von politischen und demokratietheoretischen Überlegungen zeigt die Ferienakademie Voraussetzungen und Verhältnisse, Krisen sowie Herausforderungen auf und analysiert anhand konkreter Beispiele veränderte Notwendigkeiten, neue Formen und innovative Möglichkeiten demokratischer Teilhabe sowie politischer Repräsentation.

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