Ferienakademie 13 – 2022/23
Von der Wunderkammer zur demokratischen Institution? Eine Museumsvisite

Datum: 19.02. - 03.03.2023

Ort: Haus Johannisthal - 92670 Windischeschenbach

Leitung: Ulrike Lohner - Geistliche Begleitung: Sr Maria Wolfsberger

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung


Das Museum ist ein Ort der Wahrnehmung.
Es ist ein Raum, eine Hülle für die Präsentation an sich nicht funktionaler, aber sinngebender Gegenstände. Sich umschauen, gewahr werden, betrachten, sehen, auch haptisch sehen, mit den Augen tastend über Oberflächen greifen, steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit ihnen, was das Hören, Riechen und Schmecken keineswegs ausschließt. Wahrnehmung beinhaltet als erinnertes Sehen auch die geistige Verarbeitung der sinnlichen Eindrücke.

Dr. Stefan Kraus, Ein selbstverständlicher Ort für Kunst – Zum Verhältnis Kunst und Museumsarchitektur, „wortwörtlich“ 2, Diözesanmuseum Köln, Köln 1995.

Am Schnittpunkt von Wissenschaft, Kultur und Öffentlichkeit ist das Museum gleichermaßen Brennglas und Blase. Objekte erhalten im Museum eine Aufgabe: Sie sind Stellvertreter für eine Zeit, Kultur, eine Haltung, Person, allgemein für Wissen. Das Bonner „Haus der Geschichte“ sammelt beispielsweise Gegenstände aus dem Ahrtal, die Geschichte(n) erzählen über die Flutkatastrophe im Juli 2021. Weinflaschen, Bücher, verschlammte Gegenstände – Dinge, die ohne ihre wahrnehmbare und auch durch die unsichtbare Patina mit Sicherheit nicht im Museum gelandet wären.

Wie kommen Dinge also überhaupt ins Museum und wer entscheidet darüber? Diese Frage werden wir auf der Ferienakademie versuchen zu beantworten – nicht nur theoretisch. Die Ferienakademie beschäftigt sich mit dem Museum als Raum der Dinge und der Assoziationen, Handlungsaufforderungen und Geschichten, die mit diesen Dingen zusammenhängen.

Ihre Musealisierung selbst geht an den Objekten nicht spurlos vorüber. Im Museum sind sie Teil eines Beziehungsnetzes zwischen dem Museum und seiner Architektur, den Menschen, die es betrachten, und seiner eigenen Rolle und Aufgabe. Nach einer Einführung in die Geschichte des Sammelns und Ausstellens werden auf der Ferienakademie zentrale Aspekte dieses Beziehungsnetzes „Ding/Objekt – Museum – Publikum“ beleuchtet und erlebbar gemacht. Vorträge zum Museum als politischem Handlungsraum und zur Museumspädagogik untersuchen das Verhältnis des Publikum zum Museum selbst und auch, wie sich Menschen im Museum verhalten, verhalten sollen oder verhalten können. Als Gehäuse für die Dinge, das gleichermaßen Ausstellungs- und Projektionsfläche ist, sollen auch digitale Sammlungen und Museumsarchitektur in den Blick genommen werden.

Die Ferienakademie wird auch selbst zum Museum: Gemeinsam entwickeln wir ein „Museum der Dinge“, das die Musealisierung in all ihren Facetten erlebbar macht. Also: Durchforsten Sie schon einmal Ihre Schränke nach Objekten für die „cusanische Wunderkammer“!

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