Wie werde ich klimaneutral? So lautet die Frage aller Fragen für europäische Wirtschaftsunternehmen bis 2050 – denn bis dahin will die EU-Kommission Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Der sogenannte Europäische Green Deal soll den „Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft schaffen, die
- bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausstößt,
- ihr Wachstum von der Ressourcennutzung abkoppelt,
- niemanden, weder Mensch noch Region, im Stich lässt.“1
Dieses ehrgeizige Ziel kann Unternehmen dazu verführen, sich über rein bilanziellen Ökostrom und günstige CO2-Zertifikate aus Entwicklungsländern (Green Washing) freizukaufen. Die Ferienakademie zum Thema „Wirtschaft und Klimaneutralität“ befasst sich daher mit der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft und den Maßnahmen zur Umsetzung. Mit Expertinnen und Experten diskutieren wir:
Was bedeutet Klimaneutralität? Was ist der Unterschied zwischen CO2-neutral und klimaneutral? Durch wen und mit welchen Instrumenten soll der Transformationsprozess finanziert werden? Welche Branchen sind besonders betroffen? Für die Beantwortung dieser Fragen soll nach einer theoretischen Einführung zunächst das Emissionshandelssystem und seine akkreditierten und unabhängigen Prüfstellen vorgestellt werden, um anschließend die Schwachstellen dieses Klimaschutzinstruments zu beleuchten und Sanktionsmaßnahmen für Unternehmen zu prüfen. Darüber hinaus soll ein Fokus auf die Gestaltung und Defossiilierung des Energiesystems von morgen gelegt werden und insbesondere das Potenzial von grünem Wasserstoff (kritisch) betrachtet werden. Mittels eines Planspiels besteht die Möglichkeit sich mit aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auseinanderzusetzen, Handlungsoptionen kennenzulernen sowie nationale Entscheidungsprozesse und Strukturen nachzuvollziehen. Neben energiepolitischen, steuerlichen und rechtlichen Aspekten soll dabei auch der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit thematisiert werden: Wie schafft man es, dass Kosten und Chancen dieses Transformationsprozesses gerecht verteilt werden? Und wie unterstützt man besonders vulnerable Gruppen, sodass die Transformation nicht bestehende Ungerechtigkeiten vertieft oder neue schafft? All diese theoretischen und praktischen Fragen der Umsetzung sollen auf der Bildungsveranstaltung gestellt und inter- und transdisziplinär erörtert werden.
Ziel der Ferienakademie ist es, die Teilnehmenden in die Lage zu versetzen, das komplexe Zusammenspiel von politischen und regulativen Rahmenbedingungen, die Erfassung von Treibhausgasemissionen sowie die Umsetzung von Maßnahmen und deren wirtschaftliche und ökologische Konsequenzen zu bewerten.
1 https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de; 30.01.2023