Ferienakademie 03 – 2023/24
non.norm.konform – Zur Faszination der Abweichung

Datum: 21.08. - 01.09.2023

Ort: Haus Werdenfels - 93152 Nittendorf

Leitung: Dr. Sebastian Kirschner - Geistliche Begleitung: Pfr. Herman Josef Eckl

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür.
(Die Ärzte – Rebell)

Nicht erst seit der Punk-Kultur, für welche das Zitat der Band „Die Ärzte“ pars pro toto steht, kann man beobachten: Gesellschaften konstituieren sich aus Mainstream-Verhaltensweisen, konservativ gesprochen „Leitkulturen“, und Subkulturen. Letztere definieren sich besonders durch die Abweichung von großen gesellschaftlichen Strömungen, den jeweils aktuell geltenden Normen des Zusammenlebens. Diese Abweichung kann entweder zu einem radikalen Individualismus führen oder zu neuen Gruppenbildungen abseits des Massenverhaltens. In diesem Spannungsverhältnis zwischen neuen und alten Normen, Normenkonflikten sowie der Ambivalenz zwischen Gruppe und Individuum möchte die Ferienakademie zu Entdeckungen einladen.

Grundsätzliche praktisch-philosophische Überlegungen über den Normen-Begriff sollen die Grundlage für das weitere Nachdenken legen. Was versteht man darunter, wenn man den Begriff „Norm“ verwendet und ist er überhaupt geeignet, gesellschaftliche Phänomene verständlich zu machen? Aus dem Blickwinkel von Soziologie und Geschichtswissenschaften soll der Frage nachgegangen werden, wie sich Normen in Gegenwart und Vergangenheit entwickeln und transformieren. Wie konnte z.B. Neues aus Nonkonformem entstehen? Wie viel Normabweichung kann eine Gesellschaft tolerieren, wie wurde und wird eine Abweichung bewertet bzw. sanktioniert? Und wer ist überhaupt in der Position zu bewerten und zu sanktionieren? Verbindungen zur Politologie und den Rechtswissenschaften liegen dabei auf der Hand. Auch das normative System der katholischen Kirche steht immer wieder – und heute besonders (#outinchurch) – im Zentrum zahlreicher Diskussionen. Wer setzt in der Kirche die Normen und wie ging und geht sie als Institution mit abweichendem Verhalten in ihren eigenen Reihen um?

Neben den Vorträgen soll in den Workshops der Fokus auf konkrete Orte der Aushandlung von Normen(konflikten) gelegt werden. Wie repräsentieren sich geltende Normen und abweichende Einstellungen in den unterschiedlichsten Medien? Es soll der Frage nachgegangen werden, wie etwa die sozialen Medien Normfragen und -konflikte aufnehmen, beeinflussen und evtl. auch anfeuern können. Welchen Anteil haben das äußere Erscheinungsbild und die Kleidung an unterschiedlichen Verhaltensweisen von (Sub-)Kulturen? Wie wird Abweichung in unterschiedlichen Literaturen – von der Zeit der Bibel bis in die Gegenwart hinein – repräsentiert?

Der „Beutelsbacher Konsens“ ist das Ergebnis einer Fachtagung zwischen den Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg und Politikdidaktikern aus dem Jahre 1976, der bis heute maßgeblich für den Politikunterricht an Schulen ist und dem sich auch das Cusanuswerk in seiner Bildungsarbeit verpflichtet sieht. Unter der Nr. 2 wird darin festgehalten: „Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.“ Vor diesem Hintergrund möchte die Ferienakademie ihren Beitrag dazu leisten, nicht nur die Inhalte lebhaft zu diskutieren, sondern auch etwas über den kontroversen wie ambivalenten Charakter von Gesellschaft zu lernen. Schließlich soll eine eigene Positionierung ermöglicht werden in der ständigen Spannung zwischen konformem und non-konformem Verhalten.

Zum Seitenanfang