Ferienakademie 01 – 2023/24
Wie praktisch! Der Pragmatismus als Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie

Datum: 24.07. - 02.08.2023

Ort: Franz-Hitze-Haus - 48149 Münster

Leitung: Dr. Rebecca Schröder - Geistliche Begleitung: Dr. Judith Lurweg

Die Anmeldefrist ist abgelaufen.

Inhalte der Veranstaltung

Wer über ein bestimmtes Maß an Pragmatismus verfügt, dem sagt man nach, sich auf das konzentrieren zu können, was gerade in der Praxis ansteht, und entsprechend zu agieren. Pragmatische Menschen handeln, während andere noch denken, planen und überlegen, an welche Vorgaben sie sich halten müssen. Doch Pragmatismus ist viel mehr als eine persönliche Einstellung oder eine spezielle Denk- und Handlungsweise – er bildet eine eigenständige philosophische Tradition, deren Erkundung im Zentrum dieser Ferienakademie stehen soll.

Der Begriff „Pragmatismus“ wurde erst in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts geformt und erlebte dann um die Wende zum 20. Jahrhundert eine weitere Verbreitung. Der Pragmatismus bezeichnet eine Einstellung, die auf sachliche Gegebenheiten und praktische Arbeiten ausgerichtet ist. Dabei wird das praktische Handeln oftmals über die theoretische Vernunft gestellt. Im Pragmatismus gilt der praktische Erfolg als Bestätigung der vorangegangenen Theorie. Das pragmatische Handeln ist daher nicht an unveränderliche Prinzipien gebunden; vielmehr sollen schon die Ideen darauf geprüft werden, ob sie nützlich sind. Ein wesentliches Ziel des Pragmatismus besteht darin, die „bestmögliche“ Handlung durch die Anpassung an die jeweilige Situation hervorzubringen.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Philosophie des Pragmatismus in Deutschland ein erstaunliches Comeback erlebt – erstaunlich deshalb, weil das Denken der Begründer dieser Richtung, Charles Sanders Peirce und William James, lange Zeit von den deutschen Kolleginnen und Kollegen als Antiphilosophie abgetan wurde. Das Vorurteil, die Pragmatisten erklärten schlichtweg das für wahr, was nützlich sei, hat sich früh festgesetzt. Aus diesem Grund sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ferienakademie nicht nur in Kontakt mit den wichtigsten angelsächsischen Vertretern dieser philosophischen Strömung kommen, der Fokus soll auch auf die deutsche Pragmatismus-Rezeption gelenkt werden. Denn in den letzten Jahren gingen insbesondere von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Versuche aus, pragmatische Konzepte auf die Methoden ihres eigenen Fachs zu übertragen. Der Frage, wie sich die eigene Wissenschaftsdisziplin mit dem Pragmatismus auf eine produktive Weise in Verbindung setzen lässt, soll deswegen ebenfalls besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Doch wie lässt sich der Pragmatismus ­– fernab der Wissenschaft – auch auf die eigene Lebenshaltung übertragen? Wie kann er uns beispielsweise helfen, Entwicklungen der Zukunft besser einzuschätzen und nicht auf Medienhypes und öffentliche Panikmache hereinzufallen? Wie lässt sich eine pragmatische Grundeinstellung gewinnen, die negative Gedanken vertreiben kann? Diesen, zugegebenermaßen sehr persönlichen Fragen, soll die Ferienakademie ebenfalls Raum bieten.

Zum Seitenanfang