Die erste Etappe der Weltsynode ist in Rom zu Ende gegangen. Das Abschlussdokument der Synode identifiziert Rassismus, Kolonialismus und Migration als wesentliche Themen der Gegenwart und Zukunft. Mit Blick auf die deutsche Migrationsgesellschaft zeigt sich, dass bereits 28,7 Prozent der Menschen (Stand 2022) eine internationale Biografie haben.1 Dieser Anteil wird sich mittelfristig weiter erhöhen, da bereits heute 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren eine Migrationsgeschichte haben. Die Gesellschaft wird folglich zunehmend diverser. Bereits die deutsche Ortskirche ist ein Raum weltkirchlichen Zusammenlebens. Wie kann diese Vielfalt an Biografien, Hoffnungen, Träumen, menschlichen Charismen, aber auch Sorgen und Nöten sichtbar und hörbar gemacht werden? Wie kann Kirche zu einem inklusiven und schützenden Raum für alle Menschen werden, insbesondere in Zeiten, in denen rassistisch motivierte Gewalt zunimmt?2
Diese Entwicklungen ernst nehmend möchte sich die kommende Fachschaftstagung Theologie rassismuskritischen und postkolonialen Perspektiven auf und innerhalb von Theologie und Kirche widmen. Neben allgemeinen Begriffsbestimmungen von „Rassismus“ und „Postkolonialismus“ wollen wir fragen, warum diese Perspektiven für angehende Theologinnen und Theologen und ihre Ausbildung essenziell sind und wie sie das theologische Selbstverständnis prägen können. Auch soll eine selbstkritische Auseinandersetzung mit Mission, Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus erfolgen, indem wir mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten auf die historische Rolle von Kirche und Theologie blicken, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Erbe zu fördern. Neben der Sichtbarmachung der kirchlichen Rolle in kolonial-rassistischen Aktivitäten werden sodann auch die rassismuskritischen und postkolonialen Potentiale verschiedener Theologien des Südens thematisiert, die das Ziel einer dekolonialen Befreiung verfolgen.
Aufgrund des inhaltlichen Fokus der Tagung werden wir diese in Kooperation mit dem katholischen Hilfswerk missio Aachen ausrichten. So werden wir einen Tag bei missio zu Gast sein, wo wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen und uns mit ihnen über ihre weltkirchlichen Erfahrungen und Projekte austauschen. Auf diese Weise wollen wir einen praktisch-konkreten Zugang zum Thema der Tagung eröffnen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern berufliche Perspektiven als angehende Theologinnen und Theologen in der internationalen kirchlichen Zusammenarbeit vorstellen. Abgerundet wird die Tagung durch einen postkolonialen Stadtrundgang in Aachen.
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1 Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_158_125.html#:~:text=Das%20Statistische%20Bundesamt%20veröffentlicht%20neben,Bevölkerung%20in%20Deutschland%20einen%20Migrationshintergrund (Zugriff: 27.02.2024).
2 Vgl. für eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Lageberichts zu Rassismus in Deutschland: https://fra.europa.eu/de/news/2023/schwarze-der-eu-sind-immer-groesserem-rassismus-ausgesetzt (Zugriff: 27.02.2024). Vgl. die vollständige Studie: Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus. „Lagebericht. Rassismus in Deutschland. Ausgangslage, Handlungsfelder, Maßnahmen“. Berlin 2023. https://www.integrationsbeauftragte.de/resource/blob/1864320/2157012/77c8d1dddeea760bc13dbd87ee9a415f/lagebericht-rassismus-komplett-data.pdf?download=1 (Zugriff: 27.02.2024).
Die Inhalte und die Durchführung der Fachschaftstagungen sowie die Auswahl der Vortragenden liegen grundsätzlich in der Verantwortung der jeweiligen Fachschaftsleitung und werden weder von der Geschäftsstelle noch vom Beirat des Cusanuswerks approbiert. Die Fachschaftsarbeit erfolgt in Eigenleistung der Geförderten und Ehemaligen.