Ist das noch Philosophie oder schon Literatur? Diese Frage ist keineswegs simpel. Seit ihren Anfängen stehen Literatur und Philosophie in einem engen Verhältnis: Manch ein Text, der gemeinhin als ‚philosophisch‘ gilt, liest sich als Verflechtung von (literarischer) Narration und (philosophischer) Argumentation (man denke etwa an Platon, Nietzsche oder die französischen Existenzialisten). Umgekehrt wird manchem Text, der im Allgemeinen zur ‚Literatur‘ zählt, immer wieder ‚Philosophie‘ oder zumindest ‚Philosophisches‘ zugeschrieben (als Paradebeispiel dürfte hier wohl Franz Kafka gelten, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal jährt).
Somit schlägt das Thema unserer Tagung direkt in die (keineswegs ‚festen‘) Grundfesten der Philosophie: der Frage danach, was Philosophie überhaupt ist, sein kann oder sein soll. Muss ein philosophischer Text zur Wahrung seiner ‚diskursiven Strenge‘ notwendigerweise auf ästhetische Effekte verzichten? Und schadet es nicht auch dem freien, ‚weltenschaffenden‘ literarischen Text, ihn philosophisch vereinnahmen zu wollen? Wie könnte eine Grenzbestimmung zwischen Philosophie und Literatur gelingen?
Oder eröffnet vielmehr gerade das bildhaft-vieldeutige, kunstvolle Erzählen einen Raum, in dem manch philosophisches Problem (wie es um die Welt, den Menschen und das Selbst bestellt ist) besser erforscht werden kann als innerhalb einer stringenten Abhandlung? Könnte durch das Mittel des Literarischen Unklares vordergründig zwar unklar belassen, hintergründig jedoch durch eine sinnlich-fühlende Annäherung ein tieferes ‚Verstehen‘ erwirkt werden?
Neben verschiedenen Positionen zur grundsätzliche Frage nach Grenzbestimmungen und -verwischungen von Literatur und Philosophie möchten wir uns im Rahmen der Tagung auch in kritischer Weise ausgewählten Beispielen von literarischen Texten widmen, in die bzw. aus denen immer wieder Philosophisches hinein- und herausgelesen wird. Allen voran steht hier der bereits erwähnte Franz Kafka, weswegen uns unsere Tagung auch nach Berlin führen wird, wo Kafka die letzten Monate seines Lebens verbrachte.
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